Pisa und Poller
GLOSSE
Von Reinhard Kriechbaum
23/04/14 Dass jetzt auch vor dem Festspielhaus Poller kommen, ist ja nicht so wirklich unser Thema. Wir vertrauen darauf, dass die stämmigen Dinger ohnedies runtergefahren werden, wenn die auf Hochglanz polierten Audi und Mercedes in Reih und Glied aufgestellt werden, bei wirklich wichtigen Veranstaltungen dort.
Trotzdem: ein bisserl schade finden wir, dass der überaus interessanten und lehrreichen Verkehrstafel an der Ecke des Festspielhauses gewiss demnächst das letzte Stündlein schlagen wird. Gerade in Zeiten wie diesen, da die Ministerin nicht bloß am Unterrichtsangebot zu sparen versucht, sondern auch Österreichs Teilnahme an PISA ausgesetzt hat, war dieses historisch gewachsene Sammelsurium ein guter Gradmesser für Lesekundigkeit und flexiblen Umgang mit dem Gelesenen.
Was ist da nicht alles zu entdecken! Die Autos und Motorräder, die sowieso nicht einfahren dürfen, sollten weder parken noch halten. Wenn sie es doch tun, werden sie abgeschleppt, aus feuerpolizeilichen Gründen. Weil dass es Fahrzeuge dort gibt, das hängt mit den Zusatz-Infos und den ortstypischen Erfordernissen zusammen. Von den hundertundeins Gründen, die beiden runden Verkehrszeichen oben einfach zu ignorieren, sind gar nicht wenige aufgelistet. Und die paar Dutzend übrigen, die einem spontan einfallen, kann man den Polizisten mündlich kund tun, die ja oft dort Wache schieben.
Wir DrehPunktKulturler sind, wie wir unseren Leserinnen und Lesern schon öfters verraten haben, passionierte Radfahrer. Das verschafft einen Vorteil, als man beim gründlichen Studium im Kreuzungsbereich kein Verkehrschaos verursacht. Autofahrer können sich das nicht erlauben – von Ihnen wird blitzartiges sinnerfassendes Lesen erwartet. Wie es sonst eben bei PISA abgefragt und bewertet wird. Da im Lauf eines Vormittags selbst an Föhntagen kaum mehr als fünfhundert Autos in die Hofstallgasse einfahren, ohne dort etwas im Sinne der Schildbürger-Beschilderung zu suchen zu haben, stellt das dem österreichischen Schulsystem (oder jenem des betreffenden Herkunftslandes) ein gutes Zeugnis aus.
Jetzt jedenfalls kommen der Poller, das Rotlicht, einschlägige Warntafeln, eine Videokamera gewiss auch – lauter trostlose Dinge, für die man keine Allgemeinbildung braucht. Vielleicht kann man die Tafel ja schnell unter Denkmalschutz stellen, oder sie dem Haus für Stadtgeschichte spendieren.
Ach ja, das Wesentliche: Im Lauf der mehrwöchigen Poller-Arbeit muss die Hofstallgasse für zwei Tage gesperrt werden. „Eine Umleitung über den Universitätsplatz und die Philharmonikergasse wird eingerichtet“, heißt es in einer Presseaussendung der Stadt. Und „während der gesamten Bauzeit wird die Zufahrt zu den Höfen von St. Peter, der Universitätsbibliothek sowie zum Festspielhaus gesichert“.