Hoch hinaus zum Lesen
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
02/07/13 „Fünf Jahre nach der Übersiedlung wächst Salzburgs Büchertempel in den Himmel“, untertitelt das InfoZ, der Nachrichtendienst der Stadt, seine Pressemeldung. Es ist nicht ganz leicht, als Erfolgsgeschichte zu verkaufen, dass nun die Stadtbibliothek – sprich also: die Stadtgemeinde selbst – die Panoramabar in der Neuen Mitte Lehen übernimmt.
Eigentlich wollte man ja Cash machen mit der Panoramabar, die in kühnem Winkel sich empor reckt über der ehemaligen Fußballstadion-Wiese. Allein: Es wollte sich kein Betreiber die Finger verbrennen an der Höhensonne über der Neuen Mitte Lehen. Zu ungewiss schien, ob potentielle Kundschaft ähnlich angetan wäre vom angeblich so überwältigenden Nah- und Fernblick. Auf die Idee, dass eine Höhen-Location in Salzburg nicht viel zählt, wenn man den Mönchsberg quasi von der falschen Seite anschaut und die Festung nicht im Blickfeld hat, hätten die Verantwortlichen der Stadt, die mit Bau und Vermarktung betraute UBM Realitätenentwicklung AG und nicht zuletzt die Architekten selbst kommen können.
So ist die Panoramabar also viereinhalb Jahre lang leer gestanden, ein Mahnmahl dafür, dass originelles „Skulptur-Denken“ für ein Bauwerk zwar architektonische Auffälligkeit garantiert, aber nicht zwangsläufig attraktiv für potentielle Nutzer ist. Wer sich so exponiert einmietet, muss doppelt genau prüfen, was die Gäste erwarten. Bei aller Euphorie für Lehen – der Stadtteil ist bei weitem von der Wohnqualität nicht so schlecht wie sein Ruf! – ist der Endlos-Blick über Plattenbeton und Flachdächer nicht so rasend anziehend, dass man dort droben um des Panorama-Kaffees hingeht.
Doch was zuletzt stirbt, ist bekanntlich die Hoffnung. So hat man also lange zugewartet, um nun doch endlich das einzig Vernünftige zu machen: das Aussichtstürmchen selbst anzumieten und der Stadtbibliothek zuzuschlagen.
Für die Stadt bedeutet das: eine Einnahmequelle weniger. Aber es ist tatsächlich ein „Highlight“ für die Stadtbibliothek, die am neuen Platz blüht und gedeiht. Die Übersiedlung in den bevölkerungsreichsten Stadtteil war ja eine der infrastrukturell klügsten volksbildungs-politischen Entscheidungen der letzten Jahre.