Erfolgreiche Frischzellenkur
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
29/03/13 Es galt, Image aufzupolieren: zu zeigen, dass die Osterfestspiele mit der Abwanderung der Berliner Philharmoniker nach Baden-Baden nicht verloren, sondern die vorzügliche Staatskapelle gewonnen haben.
Sympathiewerbung ist für die Osterfestspiele in mehrfacher Hinsicht wichtig, nicht nur wegen des vermeintlichen „Verlusts“ der Berliner Philharmoniker. Die Osterfestspiele gelten nach wie als eines der weltweit teuerst verkauften Festivals. Dazu die Querelen um die Wirtschaftskriminalität der ehemaligen Leitung – das Aufmöbeln des österlichen Festspiel-Nimbus war mithin absolut angesagt.
Mit Feuereifer hat sich die Sächsische Staatskapelle Dresden nicht nur in die Oper (Parsifal) und die drei Orchesterkonzerte der Osterfestspiele gestürzt. Man lieferte in Kammerkonzerten und in einem Kinderkonzert („Kapelle für Kids“) samt und sonders wohlschmeckende Kostproben für das weite Portfolio des Orchesters. Nicht ein einziges Mal hatte man in den Osterfestspielen bisher den Eindruck, es mit orchestralem Nebenererb zu tun zu haben: Die Sächsische Staatskapelle Dresden zeigte beispielhaften kollektiven Einsatz.
Richard Wagner hat von diesem Orchester als „Wunderharfe“ gesprochen, 2007 hat es den damals erstmals von der Europäischen Kulturstiftung verliehenen „Preis für die Bewahrung des musikalischen Weltkulturerbes“ erhalten. Es mangelt der Staatskapelle nicht an Prominenz, aber sie gehört keineswegs zu jenen Orchestern, die auf Teufel-komm-raus mitspielen im orchestralen Konzert-Karussell. Insofern ist die Salzburg-Residenz gerade dieses Orchesters wohl für viele Osterfestspielgäste eine echte Horizonterweiterung.
Dazu Christian Thielemann: einer, der so ganz und gar nicht mitschwimmt auf der zeitgeistmode vermeintlicher histporischer "Informiertheit", sondern aus einer als beinah schon angestaubt verschrieenen deutschen Kapellmeistertradition schöpft. So etwas garantiert Eigenart, Format. Man darf mit ganz viel Zuversicht in die nächsten Jahre gehen.