Lernen, lernen, lernen
GLOSSE
Von Reinhard Kriechbaum
17/01/13 In der DrehPunktKultur-Redaktion heben wir seit Tagen die Kaffeefilter auf. Es wird viel Bodensatz nötig sein, um am kommenden Sonntag ein treffliches Orakel als Entscheidungshilfe bei der Bundesheer-Volksbefragung bei der Hand zu haben.
Wir sind also gerüstet. Mehrfach gerüstet sogar, denn in den letzten Wochen ist ja dann und wann auch ein kleiner Kultur-Touch in die Diskussionen eingeflossen. Nein, nicht wegen der Zivildiener in Kultureinrichtungen. Da gibt es zwar welche, aber ihre Zahl ist vernachlässigbar. Für die Kultur kann man vielleicht auch die Handvoll „Gedenkdiener“ reklamieren – sie arbeiten die aktive oder passive Nazi-Vergangenheit ihrer Großeltern auf, was zwar lobesam und wichtig, aber statistisch auch keine Größe ist.
Da ist die Verbindung Präsenzdienst – Militärmusik schon ein ganz anderes Kaliber. Immerhin gibt es neun Militärmusikkapellen. Musikstudenten (und solche, die sich gerade auf die Aufnahmsprüfung vorbereiten) fahren bestens, wenn sie sich für die Militärmusik verpflichten. Zwar müssen sie länger dienen als ihre Kollegen in Schlamm und Küche, aber sie bewegen sich in einem fördernden Umfeld, haben Zeit zum Üben und sammeln Ensembleerfahrung.
Für die Bläser ist die Militärmusik tatsächlich eine Art Kaderschmiede, aber solche Förder-Schienen ließen sich natürlich ohne weiteres finanzieren, auch ohne dass es drumherum ein Heer gäbe. Freilich: Dann müsste das Kulturbudget dafür herhalten. Jetzt sichert das Heeresbudget diesen hoch effizienten Bereich der musikpädagogischen Reifung. Das schont den Kultur-Geldtopf. Also bitte gefälligst ein Kreuzerl bei der Wehrpflicht machen!
Den Vogel hat dieser Tage ein Leserbriefschreiber in den SN abgeschossen. Er hat über die beschämend große Zahl von Pflichtschul-Abgängern sinniert, die dort nur unzulänglich des Lesens und Schreibens kundig gemacht würden. Sein Vorschlag – pro Wehpflicht: Die sechs Monate beim Heer könnte man ja gut nutzen, um an der Alphabetisierungsschraube zu drehen.
Genial gedacht. Das wäre dann auch ein gutes Betätigungsfeld für Lehrer. Unter denen soll es ja solche geben, die insgeheim bedauern, dass die g‘sunde Watsch’n in der Schule nicht mehr so gern gesehen wird. An ein Rohrstaberl ist gar nicht zu denken. In der Militärausbildung ist ein, sagen wir, etwas forscherer Ton angeblich noch üblich. Lesen lernen oder ab zum Überlebenstraining in der rauen Natur! Die PISA-Werte bei Jungmännern würden in astronomische Höhen klettern.