Da treibt’s wer gar zu bunt!
GLOSSE
Von Reinhard Kriechbaum
15/05/12 „Stirnrunzeln“ gebe es in Salzburg, meldet das InfoZ, das unter anderem dafür zuständig ist, die Befindlichkeiten unserer Stadt-Obrigkeiten via Presse unters einfache Volk zu bringen.
Was also sorgt für bürgermeisterliches Stirnrunzeln? Auffällig geschwungene Laternenmasten wurden jüngst auf der Lehener Brücke aufgestellt, und die sind obendrein nicht in hübschem Beige oder gar in frischem Steingrau (©Loriot) angestrichen, sondern sie zeigen sich „in signifikanter gelb-roter Farbstellung“, wie es so trefflich in der Presseaussendung heißt.
Ein Farbklecks auf der Lehener Brücke, da treibt es jemand wirklich zu bunt! Und was überhaupt dem Fass den Zacken ins Gesicht schlägt: Keiner hat beim Bürgermeister angefragt, ob’s so passt und genehm wäre. Für die Aufstellung der „aufwändig geschwungenen stählernen ‚Peitschen’“ (© InfoZ) ist nämlich die Landesbaudirektion zuständig, denn über die Lehener Brücke verläuft ja die Bundesstrasse 1. Die Stadt ist lediglich für die Montage der Beleuchtung an den Masten zuständig.
Vielleicht haben es die als kreative Avantgardisten bisher eher nicht aktenkundig gewordenen Leute von der Landesbaudirektion aber doch nur gut gemeint. Möglicherweise wollten sie ja Lehen nur noch ein klein wenig bunter machen? Die Aufwertung des Stadtteils ist ja seit Jahren ein so sinnvolles wie wirklich zielstrebig betriebenes Ansinnen (der Stadtpolitik, wohlgemerkt). Neue Mitte, Stadt:Werk – all das verdient schon den einen oder anderen Eyecatcher. Man darf ruhig schon auf der Brücke aufmerksam gemacht werden, dass es sich lohnt, in Lehen nach links und rechts zu blicken. Man sieht längst mehr als Plattenbeton der siebziger Jahre.
„Uns hat niemand gefragt, was wir von dem Laternen-Design halten oder gar ob uns die Dinger gefallen“, lässt Bürgermeister Heinz Schaden gleichwohl mitteilen. Künftig wolle man gefälligst gefragt werden, denn „derartige Stadtmöblierung im krachenden Design brauchen wir eigentlich nicht“.
Gegenvorschlag: Wie wäre es, wenn die Stadt dem trostlosen Metallgrau des Brückengeländers mit Farbtöpfen zuleibe rückte? Wie Design ginge, zeigt übrigens die Eisenbahnbrücke gleich nebenan. Hat dafür eigentlich jemand im Schloss Mirabell nachgefragt?