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Salzburger Jugend mit Fünfundfünfzig

GLOSSE

altVon Reinhard Kriechbaum

07/11/11 Damals, ja damals! Da konnten junge Leute noch so richtig anecken. Da hat sich einer als Bischof verkleidet und eine Fürbitt-Litanei für ein Kulturgelände vom Stapel gelassen. Und der Polizeipräsident persönlich ist schimpfen gekommen.

Wenn man sich den Film „Up to nothing“ ansieht, wird einem bewusst, wie wenig weitergegangen ist in Salzburg. Was damals die Rainbergerler, sind jetzt die Leute von MARK. Ein entscheidender Unterschied: Damals trauten sich wenigstens ein paar – etwa die engagierten Rotzbuben der Theatergruppe „Mitzis Brötzner“ – subversiv aufzumotzen. Ohne Niveau und Horizont zwar, taktisch völlig unbeleckt, aber immerhin: mutig und ohne Rücksicht auf Verluste.

Heute sind die Jugendlichen brav. Sie warten ab und zucken fast selbst zusammen ob der eigenen Courage, wenn mal wer aus den eigenen Reihen aufmuckt. Gerade jetzt erst hofft man sich artig und leise, dass der Bürgermeister das fertige MARK doch noch in Gang bringt.

Ihr lieben Jungen! Schaut euch doch bitte mal den Film „Up to nothing“ an. Das Denk-Klima in der Salzburg hat sich kein bisschen verändert. Wartet nicht länger zu, tut was! Bei aller Blüte der freien Szene fehlt immer noch ein ernsthaft aktives und vor allem repräsentatives Kulturzentrum in Eigenverwaltung.

Was dieser Film so nebenbei auch zeigt: Viele der Leute, die sich damals engagiert haben, machen hierorts bis heute „Jugendkultur“. Leidenschaftlich bringen sie sich ein. Nicht deswegen, weil sie nicht davon lassen könnten und sich unbedingt produzieren müssen, sondern weil von den Jungen herzlich wenig authentisches Engagement da ist. Nachdruck schon gar keiner.

Ihr lieben Jungen, denkt euch selbst was aus und überlasst das Feld nicht jenen Salzburger Berufsjugendlichen, die auf die Fünfundfünfzig oder gar Sechzig zusteuern.

Zur Filmbesprechung {ln:Wir Rainbergler, dreißig Jahre älter}
Zum Gastkommentar Der erwartete Widerspruch

 

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