Frischer Wind fürs Klassik-Nachtleben
GLOSSE
Von Reinhard Kriechbaum
12/10/11 Wir wollen keine Spaßverderber sein. Und schon ganz fern läge es uns, herumzunörgeln, wenn ein Politiker Geld in seine öffentliche Hand nimmt. Aber die „Yellow Lounge“ lässt einen schon grübeln über die kulturelle Förder-Politik im Land.
Ein Event also im Gusswerk. Zum dritten Mal ist eine „Yellow Lounge“ angekündigt, diesmal mit der Geigerin Lidia Baich, dem OENM und DJ Cay Taylan. Die Idee ist, neues Publikum (auch) für die klassische Musik zu generieren. "Die ebenso ungewöhnliche wie spannende Kombination der verschiedenen Genres begeistert das bunte, aus allen Altersschichten bestehende Publikum mit immer neuen Impressionen", bejubelt LHStv. David Brenner diese seine Initiative. Das bereits international erfolgreiche Konzept bringe „nicht nur frischen Wind in das Salzburger Nachtleben, sondern auch in die Herzen der Salzburger Klassikfans und einer neuen Generation an jungen, interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern.“
Nun ja. Hören wir nicht täglich davon, wie angespannt die finanzielle Lage im Landesbudget ist? Sind nicht alle Ressorts zum Sparen angehalten, redet man nicht auch im Kulturbudget von drohenden Kürzungen?
Eine der nicht so erfreulichen Tendenzen im Musikleben: Die Schere zwischen „Event“ und kulturellem Basis-Engagement öffnet sich immer weiter. Die klassischen Konzertreihen müssen kämpfen um ihr Publikum, vor allem um die jungen Zuhörer. Diese stimmen immer öfter mit den Füßen ab und wählen Veranstaltungen, die Erlebniswert versprechen.
Wo genau hakt die Kulturpolitik ein? Ist sie wirklich dazu da, finanziellen Anschub für etwas wie die „Yellow Lounge“ zu leisten? Die ist, wie wir auf der Website lesen „ein Kind der Deutschen Grammophon / Universal Classics“. Das Ziel: „Klassische Musik begeistert auch außerhalb des Konzertsaals, gut gelaunt und völlig entspannt im Club.“ Sollte eine solche Veranstaltung nicht von vorneherein ihr Geld selbst einspielen?
Es ehrt David Brenner, wenn er „frischen Wind ins Salzburger Nachtleben“ blasen will. Aber wird das zumindest nach außen hin intendierete Ziel erreicht? Wird es Publikum geben, das so begeistert wie geläutert aus der Yellow Lounge kommt und gleich tags darauf die Kartenbüros von Kulturvereinigung, Stiftung Mozarteum stürmt, um – endlich – ein Abo für eines der traditionellen Abo-Zyklen zu erwerben?
Viele Fragen. Aber David Brenner macht, indem er die Yellow Lounge fördert, ganz ohne Zweifel etwas für sein junges positives Image als Kultur-Landesrat. Das ist auf jeden Fall besser als eine Inseratenkampagne des Ex-Verkehrsministers und jetzigen Bundeskanzlers in Sachen ÖBB oder Asfinag. Der Lustgewinn im Gusswerk wird entschieden höher sein.