Sammelleidenschaft
GLOSSE
Von Werner Thuswaldner
31/08/11 Ein Flyer im Briefkasten, auch in den Briefkästen der Nachbarn. Darauf steht „SAMMLUNG“. Man wird darüber informiert, dass eine ungarische Familie eine Sammlung „organiziert“.
Der Zettel führt rund fünfzig Warengruppen an, die bei dieser Sammlung gefragt sind, darunter „Kleide“, „Bedwasche“, „Kettensagen“, „Mischmaschinen“, „Gestrüp Scnittmeister“, „Kupfer Aluminium Stücke“, „Komputer maschine“, „Wellenreiterbrett“, „Auto modell benzin“, „Bruch gold schmucke“.
Es wird gebeten, „die obene genanten Gegenstande am 12.00 und 15.00 vor Ihren Haus zu deponieren. Wir holen ab!“
Der Bedarf dieses ungarischen Haushalts ist sehr umfangreich. Vermutlich handelt es sich um eine Großfamilie, von denen es in Ungarn noch mehr gibt als bei uns. Bemerkenswert ist, dass „Auto modell benzin“ genommen, Dieselautos aber verschmäht werden.
Es ist nicht bekannt, ob alle Hausbewohner ihren Schmuck und das Bruchgold vor die Tür gelegt haben. Auch nicht, ob die Autos, die immer vor dem Haus stehen, weil sie dort parken, von den ungarischen Sammlern irrtümlich mitgenommen wurden.
Die originelle Aktion lässt eine Strategieänderung unserer osteuropäischen Freunde erkennen. Haben sie früher eingebrochen und gestohlen, setzen sie nun auf Freiwilligkeit.