Seilbahn fahren anstatt Theater besuchen
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
22/11/21 Ein strenger Lockdown wird's. Wir haben den ernsten Klang der Stimme und die Sorgenfalten auf der Stirn von Landeshauptmann Haslauer noch im Ohr und vor Augen, als er am Donnerstag das Zusperren verkündete. Einen halben Tag, bevor Bundeskanzler Schallenberg mit nicht weniger zerknirschter Miene dasselbe für ganz Österreich kund tat.
Strenger Lockdown. Na ja, das mit den Schulen hat nicht so wirklich funktioniert, knapp zwanzig Minuten nach Haslauers Aussage, dass es nur Betreuung geben werde, war auch schon ein Demento vom Bildungsministerium da. Einen Tag drauf – Freitagabend! – dann die eigentümliche Variante, dass es im Ermessen der Eltern liegen wird, ob sie ihre Kinder ab Montag in die Schule schicken.
Was aber jetzt dem Faß die Krone ins Gesicht schlägt, wurde gestern Sonntag, ein paar Stunden vor Beginn des strengen Lockdowns laut. Seilbahnen darf man in den nächsten drei Wochen sehr wohl benutzen. So hat's der Hauptausschuss im Parlament beschlossen.
Man reibt sich die Augen. 2G getestet und mit FFP2-Masken in die Gondel, das schon. Aber wo, bitteschön, ist der Unterschied zu diversen Kultur-Publikumsräumen? Warum nicht dort 2G und Masken? Warum muss die Kultur zusperren? Wenn es möglich ist, nach Gutdünken in die Schule zu gehen – warum gilt das nicht analog für Kulturveranstaltungen?
Ein Trost immerhin, ganz braucht die Kultur nicht zuzusperren, Veranstaltungen können stattfinden, wenn „das Befahren von Theatern, Konzertsälen und -arenen, Kinos, Varietees und Kabaretts mit mehrspurigen Kraftfahrzeugen erfolgt“. Nein, es ist keine missglückte Kabarettnummer. Im Parlament ward's am Sonntag Abend so beschlossen. Hoffentlich wird der Denkmalschutz aufgehoben fürs Salzburger Landestheater. Es gehört dringend eine Einfahrt für Autos durchgebrochen.
Wir nehmen also zur Kenntnis, dass der strenge Lockdown so streng nicht ist. Wir lernen die Lektion, dass Lobbyismus allemal mehr zählt als Seuchenbekämpfung. Eigentlich hätten wir bei einer Inzidenz von 1.102,4 und 14.042 Neuinfektionen (Stand Sonntag Abend) viel Verständnis für den Lockdown gehabt. Für den strengen Lockdown. Kein Verständnis haben wir für Frozzelei. Es wäre wohl dringend geboten, augenblicklich auf die Straße zu gehen gegen diese Lockdown-Maßnahmen. Warum wir's trotzdem nicht machen? Wir wollen keine Viren und auch sonst nichts austauschen im Gedränge mit Verschwörungstheoretikern und Neonazis.