Zwei Tage fürs „Neue Salzburg“
KOMMENTAR
Von Reinhard Kriechbaum
09/02/17 Den Satz muss man sich eigentlich auf der Zunge zergehen lassen: Seit gestern Mittwoch (8.2.) sind 130 Studierende der Schweizer Accademia di architettura in Mendrisio „für zwei Tage in der Stadt Salzburg unterwegs, um die Stadt und ihr Entwicklungspotential für die nächsten Generationen anhand ausgewählter Bauten, Plätze und Gegenden zu erforschen“.
Damit, so heißt es in einer Aussendung des Museums der Moderne, „erfolgt der Startschuss für Diplomprojekte, mit denen ein Beitrag zur Zukunft von Salzburg und ganzheitlichen Stärkung dieser einzigartigen mitteleuropäischen Stadt geleistet wird“.
Schön, dass die Schweizer Architekturstudenten dafür gleich zwei Tage aufbringen. Für ein Dorf wie Salzburg muss das wohl genügen. „Die Forschungen der Studierenden vor Ort erfolgen in Kooperation mit der Planungsabteilung der Stadt Salzburg. Diese fördert den Einblick in Archive, Stadtpläne und Mittel für Vorträge, organisiert von Roman Höllbacher, Künstlerischer Leiter der Initiative Architektur Salzburg“, heißt es in der Aussendung weiter. Hoffentlich liegt all das Archivmaterial griffbereit da. So furchtbar lange sind zwei Tage ja auch wieder nicht, will man so richtig in die Tiefe schürfen und eine Stadt, sei sie noch so klein und überschaubar, wirklich verstehen und weiterbringen.
Die Diplomanden sind dann doch nicht ganz auf sich gestellt. Sie werden „von ihren Professor_innen, 14 international bekannten Architekt_innen wie Mario Botta, Jan De Vylder/Architekturbüro dvvt oder Yvonne Farrel/Shelley McNamara betreut und zum Teil nach Salzburg begleitetet“. Wie viele Tage die Kapazunder „zum Teil“ vor Ort sind, verschweigt die Presseaussendung leider. Aber einer sollte Salzburg jedenfalls ein wenig länger angeschaut haben: Direktor des Diplomprojektes ist nämlich der Südtiroler Architekt Walter Angonese, Vorsitzender des Gestaltungsbeirates der Stadt Salzburg.
Was dabei herauskommen könnte? Das ist im Vorhinein natürlich schwer abzuschätzen. Jedenfalls hat man schon einen saftigen Titel für eine Ausstellung (ab 11. November im MdM) mit Projekt-Arbeiten: „Neues Salzburg. Zwischen Erinnerung und Zeitgenossenschaft“. Damit – wieder zitieren wir die Presseaussendung, die MdM und Stadt Salzburg in identischer Form verschickt haben – erfahre die Ausstellung „Ungebautes Salzburg“ (2015) „eine Fortsetzung mit einem scharfen Blick auf die Zukunft der Stadt“.
Das wird schon seine Ordnung haben so. Mehr als zwei Tage Beschäftigung mit der Wirklichkeit würden den „scharfen Blick“ womöglich verwässern. Worauf richtet sich eigentlich dieser scharfe Blick? Die Stadt werde von den Architektur-Diplomanden „als Ganzes bis in die Peripherie gedacht“, heißt es dazu. „Die Ausgangsorte des Neuen Salzburg reichen vom Mirabellplatz über unterschiedliche Bahnhofsareale, dem Parkplatz des Messegeländes bis zur Grenzstation Freilassing. Auch das Museum der Moderne Salzburg und seine Zugänglichkeit wie der Mönchsbergaufzug werden Thema sein.“
„Das Museum der Moderne Salzburg wird unter der Leitung von Direktorin Sabine Breitwieser das Diplom- und Ausstellungsvorhaben prozessual mit einer Website und einem Blog begleiten.“ Da kann also wirklich nichts schiefgehen, was die lokale Erdung betrifft.