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Tanz ums Goldene Bank-Kalb?

STICH-WORT

29/10/15 Nein, genau das eben nicht. Obwohl die Salzburger Choreographin Editta Braun eine der Sympathisantinnen (und Wortführerinnen) für die „Bank für Gemeinwohl“ ist. Es soll die „erste alternative Ethikbank Österreichs“ werden.

Von Reinhard Kriechbaum

„Nur reden reicht nicht“, sagte Editta Braun heute Donnerstag (29.10.) in einem Pressegespräch in Salzburg. „Gegen den Strom zu schwimmen ist mittlerweile Überlebensstrategie.“ Sie „scharre schon vor Ungeduld, warte auf eine Bank, die nicht auf Profitmaximierung basiert”, so Editta Braun. In Ökonomie kenne sie sich zwar nicht aus, aber es sei sofort klar gewesen, dass sie diese Initiative unterstützen möchte. „Denn das Prinzip der quantitativen Maximierung auf einem endlichen Planeten, das kann nicht gutgehen.“

„Wir gründen eine Bank“ – so hat vor einige Jahren eine Landestheater-Produktion (unter Einbezug der Bürgerbühne) geheißen. Wie das damals ausgegangen ist, wollen wir hier nicht wieder aufwärmen. Wir sind schließlich keine Spielverderber. Und schließlich war das damals eine bewusst überspitzte Angelegenheit auf der Theaterbühne.

Worum geht es also jetzt bei diesem konkreten Projekt „Bank für Gemeinwohl“? Es soll eine „Bank aus der Zivilgesellschaft“ werden, die erste alternative Ethikbank Österreichs. „Zum ersten Mal seit über hundert Jahren entsteht in Österreich eine Bank, die sich aufs ursprüngliche Kerngeschäft besinnt: Sparen, Kredite, Zahlungsverkehr“, erklärt Christine Tschütscher.

Sie steht einer Genossenschaft vor, die bereits 1,5 Millionen Euro an gezeichnetem Startkapital eingesammelt hat. Das reicht natürlich noch bei weitem nicht für ein eigenständiges Bankunternehmen. Innerhalb der nächsten vier Monate benötige man deshalb weitere 4,5 Millionen, um bei der Finanzmarktaufsicht um die Bankenlizenz ansuchen zu können, heißt es. Bisher hätten österreichweit über 1.700 Genossenschafter gezeichnet, darunter neunzig Leute aus Salzburg. Letztere hätten rund 100.000 Euro in das Zukunftsprojekt investiert, „das heißt jeder hat im Durchschnitt über 1.100 EUR gezeichnet. Salzburg ist somit österreichweit an der zweiten Stelle“, freut sich Christine Tschütscher.

Die „Bank für Gemeinwohl“ soll nach Vorstellung der Initiatorinnen ohne Financiers im Rücken auskommen. „Gegründet aus der Zivilgesellschaft, verweigert sie Spekulation sowie intransparente Finanzprodukte. Sie ist nicht gewinnorientiert und wird Kredite nur an Unternehmen vergeben, die Gemeinwohlorientierung nachweisen – nach Kriterien wie Ökologie, Nachhaltigkeit, usw. Eine freie Genossenschaft stellt das Startkapital zur Verfügung. Im Rahmen von Online-Abstimmungen können die Mitglieder die Entwicklung der Bank mitbestimmen, im Rahmen regelmäßiger Events den persönlichen Austausch innerhalb einer visionären Community pflegen.“

Für den Sozialreformer Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818–1888) war das Geldauftreiben für Saatgut und Düngemittel Motiv für die Gründung einer genossenschaftlichen Bankform. Heutzutage wird allein der Slogan „Wir zocken nicht!“ in vielen Menschen ein gerüttelt Maß natürlicher Empathie für das Unternehmen freisetzen. Und wenn neuerdings schon über eine Bundespräsidentin aus der Zivilgesellschaft geredet wird – warum nicht auch über eine Bank?

Heute Donnerstag (29.10.), 18:30 Uhr, Hotel Crowne Plaza (Pitter): Vortrag mit Diskussion – www.mitgruenden.at
Bilder: privat

 

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