Das Glück ist ein Vogl
STICH-WORT
04/03/15 Ja echt, kein Vogerl und auch kein ausgewachsener Vogel: ein Vogl, der mit Vornamen auf den Namen Andreas hört. Salzburger Musikfreunde wissen, dass man bei ihm, in der von ihm betriebenen „My Home Music Lounge“, mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit CDs von Künstlern findet, die gerade in Salzburg gastieren.
Von Reinhard Kriechbaum
Da braucht es also gar nicht so viel Glück. Das ist schon eher gefragt, wenn es darum geht, ob die Konzerte auch nur annähernd so gut werden wie das, was die Tonkonserven versprechen. Aber das steht auf einem anderen Blatt.
Was seit jeher sehr besonders ist an „My Home Music Lounge“ am Universitätsplatz, ist die Dauer-Symbiose mit dem Glück: Andreas Vogl hat 2008 eine Miet-Kooperation geschlossen. „Als Place-Sharing mit einer Lottoannahmestelle wurde ein unübliches Geschäftsambiente geschaffen, das sich aber trotz der thematischen Gegensätzlichkeiten nie im Wege stand und gerade durch die geteilten Räumlichkeiten in dieser zentralen Lage eine solide und sich gegenseitig auch befruchtende Basis gefunden hat“, erklärt der findige Musik-Geschäftsmann.
Nun wird das Shop-in-Shop Konzept auch wirtschaftlich zusammengeführt: „My Home Music verkauft ab sofort auch die Produkte der Österreichischen Lotterien“, kündigt Andreas Vogl an, der also zu den silbernen Scheiben auch mit Ziffern bedrucktes Papier vertreibt. Der bisherige Betreiber, die Hohe Brücke Klassenlotterie in Wien, zieht sich aus dem Salzburger Filialbetrieb zurück.
Vogl wird künftig also nicht nur dem Hör-Glück auf die Sprünge helfen. „Die Lotterie am Universitätsplatz ist eine alteingesessene Glücksstelle und deswegen ist es mir eine Freude, den wichtigen Stammkunden in der Altstadt Salzburgs weiterhin die Produkte der Österreichischen Lotterien anzubieten!“ Und der neue Glück-in-one-Geschäftsmann versichert: „Die Musik bleibt weiterhin im Fokus - auch wenn die Kombination mit einer Lotterie ungewöhnlich ist!“
Es wäre nicht Andreas Vogl, dieser leidenschaftliche Musikfreund, wenn ihm nicht Beispiele sonder Zahl für die Kombination aus Musik und Glück einfielen: „Pique Dame“ von Tschaikowsky, eh klar. Die Hauptfigur Hermann ist spielsüchtig. Im dritten Akt von Verdis „La Traviata“ trifft Alfredo auf Violetta, bei einem Fest, wo auch Karten gespielt wird. Alfredo gewinnt viel Geld, das er der vermeintlich untreuen Kurtisane als Bezahlung vor die Füße wirft.
Eher nicht so präsent ist jene Episode aus Puccinis „La fanciulla del West“, in der Minnie im zweiten Akt mit dem Sheriff um das Leben ihres Geliebten spielt. Der durch einen Schuss verletzte Bandit Dick Johnson ist dabei Einsatz und Gewinn. Jaja, „Bonanza“ in sinnlichen Operntönen…
Prokofieffs „Der Spieler“ trägt die Leidenschaft im Titel. In Massenets „Manon“ führt die Geldbeschaffung in einer Spielhölle zum Fiasko. Selten nur geht eine Story trotz Spielleidenschaft gut aus: In Richard Strauss „Arabella“ haben Spielschulden die Familie Graf Waldners in Nöte gebracht. Die beiden Töchter, Arabella und Zdenka, müssen gute Partien machen.
Aber das ist ja alles nur Oper. Konkret, im Vogl’schen Sinn, ist schon italienischen Impresarii die Kombination von Musik und Fortuna eingefallen. Opernhäuser hatten dort bis ungefähr zum Beginn des 19. Jahrhunderts auch Glücksspielkonzessionen. Das Wort „Redoute“ für eine Ballveranstaltung (einst in Theatern veranstaltet) kommt genau daher: „Ridotto“ war eine (Masken-)Gesellschaft, die sich zum Pharao-Glücksspiel zusammenfand.