Nikolaus: Popstar und Türke
STICH-WORT
06/12/13 Warum hat der Weihnachtsmann hierzulande einen Bischofsstab und eine Mitra? Für manche war es eine Begegnung der eher ungewohnten Art in der Stadtbibliothek…
Den Kroaten (dort ist man traditionellerweise katholisch) sollte der heilige Nikolaus schon in ihrer Heimat untergekommen sein. Andere Teilnehmer am „Miteinander Reden“-Deutschkurs des Integrationsbüros der Stadt kommen aus Lettland, Afghanistan, Iran, Bulgarien, Taiwan, Vietnam, Bolivien, Kasachstan, Tschechien und Indonesien. Den meisten von ihnen dürfte Santa Claus eher vertraut sein als der Heilige aus Myra. A propos: Myra liegt an der türkischen Ägäisküste. Dort war Nikolaus angeblich Bischof. Türken sind auch im Sprachkurs, aber kann man taxfrei sagen, Nikolaus sei eigentlich einer der Ihren?
„Nikolaus ein Türke? Warum nicht.“ Das sagte der neue Caritas-Präsident Michael Landau in Wien und sprach von Nikolaus als dem „Popstar unter den Heiligen“, der ein Vorbild im Einsatz gegen Abgrenzung und Diskriminierung gewesen sei: Der wesentliche Grund, warum Populisten im Schüren von Ängsten etwa „vor Minaretten und einer angeblichen Islamisierung der Gesellschaft“ so erfolgreich seien, liege nicht im Bedrohungspotenzial von Minaretten und Moscheen, sondern in der eigenen Orientierungslosigkeit. „Das Problem ist nicht, dass jemand anderer für Werte und Überzeugungen einsteht, sondern dass wir eben diese verloren haben“, zitierte Landau den tschechischen Politiker Karl Schwarzenberg.
Der Populismus müsse als Ausdruck einer „Sehnsucht nach Glaube und Zusammenhalt“ ernst genommen werden. Diese Sehnsucht könne jedoch nicht durch Abgrenzung gestillt werden, sondern „nur in einem selbst“, durch Besinnung auf Grundwerte „jenseits von Besitz, Macht und Konsum“. Gerade vom heiligen Nikolaus könne man lernen, dass sich „unsere Werte von denen anderer gar nicht so stark unterscheiden“.
Einen Schoko-Nikolaus essen Menschen mit Migrationshintergrund wohl genau so gerne wie unsere Kinder. Der Nikolaus der Aktion „Sei so frei“ hat jedenfalls die Teilnehmer am „Miteinander Reden“-Deutschkurs in der Stadtbibliothek besucht. „Einige begegneten dem Nikolaus das erste Mal persönlich“, berichtet Anja Hagenauer. Er brachte einen Fair-Trade Adventkalender mit und informierte über das aktuelle Projekt der Katholischen Männerbewegung, nämlich eine Schule für 600 Kinder in Nicaragua.
Ein Anliegen in diesem vom Integrationsbüro veranstalteten Sprachkurs ist ja neben der Steigerung der Sprech-Kompetenz auch die Vermittlung der Kultur und der Traditionen Österreichs vermittelt werden. Helene Kobler und Gerhard Hagenauer, haben, so heißt es in einer Presseaussendung der Stadt, angeblich eine gute Hand dafür. (InfoZ/Kathpress/dpk-krie)