Weibsbild und Mannsbild
STICH-WORT
28/03/13 Da schwingt doch gleich eine unterschiedliche Wertung mit. Ehrfürchtige Anerkennung, wenn’s um echte Mannsbilder geht. Weibsbilder kommen imagemäßig deutlich weniger gut weg. Und was passiert mit Weibs- und Mannsbildern auf Wahlplakaten?
Von Reinhard Kriechbaum
Da hat sich also heute Donnerstag (28.3.) die Salzburger ÖVP-Gemeinderätin Marlene Wörndl zu Wort gemeldet. Die Salzburger Watchgroup, „die sich vor allem aus SPÖ-Mitgliedern zusammensetzt“, solle sich tunlichst bei der Nase nehmen. Diese Watchgroup habe nämlich „mit harter Kritik an retuschierten Werbesujets, die angeblich ein grundfalsches Menschenbild vermitteln und vor allem Frauen unter Druck setzen, dem vorherrschenden Schönheitsideal entsprechen zu müssen, noch nie gespart“.
Was, so fragt Marlene Wörndl, denken die Damen der Watchgroup über die aktuellen Wahlplakatbilder von Gabi Burgstaller? Gerade erst letzten Sommer habe sich die Salzburger Watch-Group darüber alteriert, wie sehr Fotos auf Plakaten verändert würden: "In Ihrem Blog verurteilten Sie Retuschen und hielten fest, dass es den Frauen nicht zumutbar sei, laufend ‚ein unrealistisches Frauenbild‘ vor Augen zu haben.“
Wir haben gleich einmal unser Archiv nach Landeshauptfrau-Bildern durchforstet. So schlimm ist der Unterschied gar nicht zwischen unseren „realistischen“ redaktionellen Meuchelfotos (ein Beispiel links) und dem „unrealistischem“ Plakat-Konterfei.
„Homo homini lupus“, frei übersetzt: Des Menschen ärgster Feind ist der Mensch. Der römische Komödiendichter Titus Maccius Plautus hat das geschrieben. Sollten wir den Spruch im Sinne der political correctness gendern? Mulier mulieris lupus...
A propos gendern. Wie zeigt eigentlich die ÖVP auf ihrer Homepage den Landesvater in spe? Dass die Werbefritzen Wilfried Haslauers Gesicht glattgebügelt hätten, kann man nun wirklich nicht behaupten. Vielleicht blickt er uns sogar entschieden zu wenig optimistisch entgegen. Mit dem Spiegelbild, das die Aufnahme suggeriert, werden die Sorgenfalten wohl nichts zu tun haben. Eher mit der Sorge ums Land. Wieder haben wir uns im elektronischen Archiv versichert. Könnte es gar sein, dass die Graphiker im Fall von Wilfried Haslauer ein wenig nachgeholfen haben, in Sachen staatstragender Außenwirkung?
Marlene Wörndl ist noch in einem Alter, da sie Werbegraphiker noch nicht vor echte Herausforderungen stellt. Die politische Wadlbeißerei könnte man aber zum Anlass nehmen, darüber nachzudenken, dass es halt wirklich gewaltige gendermäßige Unterschiede gibt, anthropologische und kulturell anerzogene: Herzig soll und darf Gabi ausschauen! Demgegenüber getrauten wir uns den derzeitigen Landeshauptmannstellvertreter keineswegs so mir nix dir nix einfach „Willi“ zu nennen. Selbst „Wilfried“ kommt uns nicht über die Lippen.
Nicht jeder männliche Kandidat taugt wie der charismatische Kollege aus Niederösterreich zum „Erwinizing“ (siehe erwinize.me). Aber ein soignierter Kandidat um höhere politische Ehren darf auch nicht aussehen wie ein Kinderpopo. Das geht höchstens bei HC Strache durch.