Eligius – welcher auch immer
STICH-WORT
18/12/12 Schade eigentlich, dass der Schmuckpreis, den das Land Salzburg alle drei Jahre auslobt, nach dem Heiligen gleichen Namens und nicht nach dem Salzburger Goldschmied Eligius Scheibl benannt ist.Von Reinhard Kriechbaum
Den Heiligen reklamiert jedenfalls die Landeskorrespondenz in einer Aussendung heute Dienstag (18.12.) als Namenspatron für den Schmuckpreis, der für 2013 wieder ausgeschrieben wurde. Aber vielleicht stimmt das ja gar nicht, denn das Salzburg-Wiki behauptet glatt das Gegenteil: Da heißt die Auszeichnung „Eligius Scheibl Schmuckpreis“. Aber, wenig Vertrauen erweckend, steht in diesem bescheidenen Online-Lexikonartikel über den Goldschmied auch drin: „Wenn du mehr über diese Person weißt, mache aus diesem Artikel bitte einen guten Artikel.“
Wir versuchen also unser Bestes. Nur Insider wissen ja, dass sich die Werkstätte des Eligius Scheibl im Originalzustand erhalten hat. Im Kellergewölbe des Juweliers Koppenwallner am Alten Markt kann man sie besichtigen. Dieser Eligius Scheibl (1912-1990), der dritte aus einer Goldschmiede-Dynastie in Salzburg, war Enkel des gleichnamigen Bürgermeisters. Praktisch, dass dieser vom Fach war (als Goldschmied, nicht als Volksvertreter). Er konnte sich 1913 jedenfalls die Bürgermeisterkette (die immer noch als Insignium der Amtsinhaber dient) selbst schmieden.
Aber zurück zu Eligius, dem Enkel. Der war in der Nazi-Zeit aktiv im Widerstand und schon wegen Hochverrat abgeurteilt – weil aber die US-Armee zu dem Zeitpunkt schon unmittelbar vor den Toren der Stadt stand, entging er der Hinrichtung.
Eligius Scheibl war ein Schöngeist. In Wien hatte er die Goldschmiedekunst an der „Angewandten“ studiert und mit Doktorat abgeschlossen. Nebenbei besuchte er als Externist das Reinhardt-Seminar. Vor allem war er aber ein Freund der Lyrik. In dem aus der Emigration zurückgekehrten Schriftsteller Ernst Schönwiese, damals Leiter der Abteilung für literarisches Wort beim amerikanischen Besatzungssender Rot-Weiß-Rot, fand Eligius Scheibl einen Gleichgesinnten. Und so begründeten die beiden die Sendung „Du holde Kunst“, deren erste Folge im Herbst 1945 aus dem Studio Salzburg ausgestrahlt wurde. Es gibt sie nach wie vor, jeden Sonntag um 8.15 Uhr in Ö1. Von einem „Gottesdienst der Kunst“ sprach Michael Heltau einmal in Anspielung an den Ausstrahlungstermin und den weihevollen Tonfall. Als einzige Sendung im ORF hat „Du holde Kunst“ die gesamte Nachkriegs-Mediengeschichte überdauert. Die Reihe geht also auf ihren Siebziger zu!
Eigentlich wäre es eher passend, nach Eligius Scheibl einen Literaturpreis, speziell für Lyrik, zu benennen – aber der ist ja schon vom Patron Georg Trakl besetzt. Ob Heiliger Eligius oder Eligius Scheibl in Sachen Schmuckpreis Namensgeber sind, ist letztlich nebensächlich. Der Erstgeborene im Hause Scheibl wurde routinemäßig nach dem Patron der Goldschmiede getauft, und der zu ergreifende Beruf stand für ihn sowieso fest.