Silentium?
STICH-WORT
02/11/12 Kaum ein kirchliches Haus ist so bekannt wie das seit hundert Jahren bestehende erzbischöfliche Gymnasium Borromäum. Der Grund: Die Schule spielt eine wichtige Rolle im auch verfilmten Kriminalroman „Silentium“ von Wolf Haas. Wie sie dort rüberkommt, wird den Schulbetreibern freilich keine wirkliche Freude machen. Dichtung und Wahrheit…
Ein Trost: Das über die Maßen bekannte Motiv auf dem Plakat für den Film von Wolfgang Murnberger ist gar nicht das vor hundert Jahren eröffnete Haus an der Gaisbergstraße. Aber eines jedenfalls stimmt im Roman von Wolf Haas: Sport spielt eine wichtige Rolle im Borromäum. Demnächst werde eine Bolderwand zum Klettern angeschafft, so Rektor Josef Pletzer. Ein Höhepunkt in der Festwoche sei denn auch der Charity-Lauf am Mittwoch (7.11.): „Auch Paralympics-Sieger Günther Matzinger wird kommen, der ja ein Borromäum-Absolvent ist.“
Wer den musikalischen Schwerpunkt wählt, hat drei Wochenstunden Musik - mit Angeboten wie Chor, Big Band, Vokalensemble, Band. Das Ensemble "Voices unlimited" unter der Leitung von Wolfgang Guttmann - es besteht aus Borromäums-Absolventen - ist ein Trademark zeitgemäßen Ensemblesingens in Salzburg.
Viertausend Maturanten sind aus der Schule an der Gaisbergstraße hervorgegangen. Eine Kaderschmiede für Priesteramtskandidaten ist sie freilich schon lange nicht, da haben sich die Zeiten zu sehr gewandelt. Immerhin: Dreihundert Burschen besuchen derzeit die Schule, insofern ist die (katholische) Welt dort noch in Ordnung. „Das humanistisch-neusprachliche Gymnasium bietet musikalische und naturwissenschaftlich-technische Schwerpunkte auf der Basis des christlichen Menschenbildes“, so Direktor Stephan Cecon. Nachmittagsbetreuung werde „seit Jahren“ angeboten und sei immer mehr gefragt. Das Borromäum beherbergt auch ein „kleines feines Bildungszentrum“: Allein im Vorjahr haben achttausend Besucher an 522 Veranstaltungen der Erzdiözese teilgenommen.
Das Hundert-Jahre-Jubiläum meint das stattliche Gebäude an der Adresse Gaisbergstraße 7, die Schule selbst hat eine lange Vorgeschichte: 1840 wurde ein Knabenseminar im „Posthof“ in der Kaigasse eingerichtet, das 1847 in die Dreifaltigkeitsgasse übersiedelte. 1879 bekam die Schule Öffentlichkeitsrecht und wurde zum „Privatgymnasium Borromäum“. 1912 wurde das neue Haus auf den Arenberggründen in Salzburg-Parsch eröffnet. Von 1938 bis 1946 war das Borromäum von den Nationalsozialisten aufgehoben, 1950 wurde die erste Reifeprüfung nach 12-jähriger Unterbrechung abgenommen.
Großer Wert werde im Privatgymnasium heute auf eine gute Klassen- und Lerngemeinschaft gelegt, „die Basis für Vertiefung und Reifung der Persönlichkeit der Schüler“, so Direktor Stephan Cecon. Feste werden bewusst gefeiert, Schulseelsorger und -psychologen stehen für Gespräche bereit. Nach mehrjährigem Umbau ist das Gymnasium heute räumlich und technisch auf dem neuesten Stand. In der hauseigenen Küche werde täglich frisch gekocht.
Neben der Schule sind Einrichtungen des Seelsorgeamtes, der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein und des Katechetischen Amtes der Erzdiözese im Borromäum untergebracht. (dpk/ED)