After-Wedding …
STICH-WORT
Von Reinhard Kriechbaum
01/10/10 … und anderes Hochzeitstheater. 98,1 Prozent der Brautpaare empfehlen das Schloss Mirabell weiter. Und die Stadtverwaltung hat sogar auf youtube einen Werbefilm in eigener Sache veröffentlicht.
Der Leiter des Einwohner- und Standesamtes, Franz Schefbaumer, in einer aktuellen Presseaussendung des InfoZ: „Wir haben die Trauungsdauer von 15 auf 20 Minuten ausgeweitet, bieten Trauungen an Samstagen bis 14 Uhr an, verfügen über elegante Hochzeits-Mappen und stellen das schöne, neue Pegasus-Zimmer im Schloss Mirabell für After-Weddings zur Verfügung.“
Kein Wunder also, dass eine Befragung after wedding "in den trauungsstärksten Monaten März bis August 2010" für das Salzburg Standesamt und sein Ambiente "die Traumnote 1,15" ergeben hat.
Außerdem mache sich das "Trauungs-Coaching für die StandesbeamtInnen" bezahlt, so Schefbaumer: „Ein Theaterregisseur hilft uns, die Zeremonie für unsere KundInnen so optimal wie möglich zu gestalten.“ Das sei besonders wichtig, denn diese bleibe lebenslang in Erinnerung. Tatsächlich nachhaltig also, weit übers After-Wedding im Pegasus-Zimmer hinaus. So etwas gehört natürlich PR-mäßig weiterverfolgt.
"Mit dem weltweit im Internet abrufbaren Imagefilm 'Heiraten im Schloss Mirabell' ist dem Standesamt ein weiterer Coup gelungen", meldet man aus dem Haus, wo Salome Alt die Kegel-Schar des Erzbischofs Wolf-Dietrich großgezogen hat (es hat eben alles Stil in Salzburg!). Mehr als sechstausend Mal sei der Film auf youtube schon abgerufen worden. Prompt haben sich bis August bereits um hundert Brautpaare mehr das Ja-Wort gegeben als im Vergleichzeitraum des Vorjahres.
Das macht natürlich neugierig, und wir haben den Film "Heiraten im Schloss Mirabell" sogleich downgeloadet. Aber was mussten wir da hören! Es scheint tatsächlich ein Theaterregisseur am Werk gewesen zu sein, sicherlich kein Opern-Praktiker. Die Ouvertüre zur "Hochzeit des Figaro" als Filmmusik: Da ist also der Graf vier Akte lang hinter dem Stubenmädchen her. Die Gräfin ist not amused, aber immerhin ist der Lustknabe Cherubino immer um die Wege. Das relativiert die Sache. Auch sonst ist der Tag, wie es bei Beaumarchais heißt, reichlich "verrückt". Sage also keiner, dass man beim Standesamt mit falschen Karten spiele. Der künftigen Kundschaft werden auch die Schattseiten des "After-Wedding" nicht vorenthalten. Zumindest denen, die den "Figaro" kennen.
