... und a g´führiger Schnee, juchee!
STICH-WORT
29/11/23 Im Herbst noch hat man in Saalbach-Hinterglemm Tierlein eingesammelt und in Exil-Biotope verbracht, weil sie auf einer WM-Piste nichts zu suchen haben. Genauer gesagt: Weil die technische Infrastruktur ihren Lebensraum zerstört. O Freunde, nicht diese Töne! Lasst uns freudenvollere anstimmen und angenehmere.
Reinhard Kriechbaum
Mit kaum zu bändigender Vorfreude vernahmen wir also, dass das Salzburger Landestheater anlässlich der Ski-Weltmeisterschaft in Saalbach Hinterglemm 2025 eine Uraufführung beiträgt: Skiverliebt - das Musical!
Ein Stück – wir zitieren aus der Presseaussendung – „über die Faszination des Skifahrens, den damit verbundenen Leistungsdruck und das österreichische Gen der Gastfreundlichkeit“.
Das Auftragswerk entsteht in Kooperation mit dem Tourismusverband Saalbach Hinterglemm und Salzburger Land Tourismus. Eine für die Tourismuswerber logischerweise nicht unwesentliche Sache. Das Musical wird ab Februar 2025 nicht nur im Salzburger Landestheater zu sehen sein, sondern über mehrere Wochen auch in Hamburg laufen, in Schmidts Tivoli Theater. Ein bisserl wundert es uns, dass man damit nicht nach Nordrhein-Westfalen oder in die Niederlande geht – das wären für Salzburg touristische Kernregionen. Aber wahrscheinlich machen sämtliche Schifahrer von dort eh schon routinemäßig Urlaub bei uns. In Saalbach, in der Medal Placa, wird Skiverliebt auch zwei Mal aufgeführt.
Der Komponist Martin Lingnau gehört zu den gefragten Lied- und Schlagerkomponisten der Gegenwart. In Salzburg kennt man ihn vom Schuh des Manitu, für dessen Musicalisierung sich Lingnau quer und längs durchs Genre wühlte. Wahrscheinlich müssen wir also auch in anderthalb Jahren nicht auf Anklänge an Zwa Brettln und a g´führiger Schnee, juchee warten. Andreas Gergen wird inszenieren. An Professionalität sollte es nicht mangeln. Frank Ramond schreibt die Liedtexte, Autorin der Rahmenhandlung ist die Leiterin der Jugendsparte am Landestheater, Anna Lukasser-Weitlaner. Die stammt aus Osttirol und weiß angeblich Kraft ihrer Herkunft, wie Skitourismus im Dorf geht.
„Der erste Akt spielt vor der WM, das Stück wird mit dem Zuschlag der WM eröffnet.“ Das enttäuscht uns ein wenig, denn als melancholisch stimmende Einleitung hätten gut Salzburgs vergebliche Anläufe in Sachen Winterolympiade getaugt. Auf dass der WM-Zuschlag dann dramaturgisch umso heller leuchte. „Der zweite Akt spielt unmittelbar vor dem Großereignis der Weltmeisterschaft, währenddessen und danach. Ältere und jüngere Ortsbewohner*innen, Österreicher*innen die von außerhalb des Tales kommen, Touristen, Gastarbeiter*innen, internationale Sportler*innen, das Presse-Corps, die Skilehrer-Musi, ein Pistenraupen-Ballett sind die handelnden Personen, die den Kosmos 'Ski-Ort' zum Leben erwecken.“
Ein böses Gerücht, dass das Landestheater mit seiner diesjährigen Musicalpremiere im Dezember, Singin in the Rain, den Teufel an die Wand malt. Aber das Zittern um Schnee soll in Skiverliebt auch vorkommen, heißt es. Das Stück soll jedenfalls „um das sportliche Event der Weltmeisterschaft kreisen, aber über diesen Anlass hinaus mit den Elementen eines Popmusicals und einer Wintersport-Revueoperette eine Hommage an die Menschen und die Landschaft des Salzburger Landes sein.“ So in etwa wie die Salzkammergütler im Weißen Rössl. Gewiss kann man auch in Saalbach-Hinterglemm narrisch gut lustig sein.