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Damenstieflette

STICH-WORT

21/04/21 Wenn schon der neue Gesundheitsminister die Lackschuhe im Kasten stehen lässt und in Sneakers zur Angelobung beim Bundespräsidenten antanzt, hat wohl auch die elegante Damenstieflette ausgedient. Nicht nur aus modischen Gründen, auch aus ideologischen. Letztere wiegen schwerer.

Von Reinhard Kriechbaum

Am gediegenen Schnürschuh mit halbhohem Absatz haben wir sie bisher erkannt: jene Frauen, die in Salzburgs Geschichte Wichtiges geleistet haben, sei es als Schriftstellerinnen, Malerinnen, Musikerinnen, Frauenrechtlerinnen, Unternehmerinnen, Politikerinnen, Wohltäterinnen oder Gegnerinnen des NS-Regimes. Die bisher siebzehn Gedenktafeln an Geburts- und Wohnhäusern oder Wirkungsstätten werden abmontiert und durch neue Tafeln in zeitgemäßem Material und Design ersetzt. Und es kommen neue hinzu.

Am Dienstag (21.4.) sind die ersten neu designten Tafeln montiert worden. Adieu Bronze, und adieu Stieflette! Vom Standpunkt der Wahrnehmung aus gewiss eine deutliche Verbesserung, denn schwarze Schrift auf weißem Untergrund kommt besser als die All-in-one-Patina der alten Tafeln. Die beiden roten Quadrate am linken Tafelrand, die sind freilich ein schwacher Ersatz für die Stieflette. Es ist das Corporate-Design des Magistrats – oder, sagen wir treffender, das graphische Allerwelts-Symbol dafür.

Mit den Tafeln wird das Wirken auch verortet und macht neugierig auf die Frauen und ihre Geschichten“, sagt Sabine Veits-Falk, Historikerin am Haus der Stadtgeschichte und inhaltlich federführende Expertin des Projekts. Wieder einmal ist die Salzburger Frauenrechtlerin Irma von Troll-Borostyàni (1847-1912) vorne dran, ihre Tafel wurde als erste von Bronze auf Acryl umgestellt. Das ist auch sehr stimmig. Denn wie ihr Buch Die Mission unseres Jahrhunderts über „die Frauenfrage“ empfand man seinerzeit auch die betont maskuline Kleidung der Autorin als Provokation. Wir nehmen mal hypothetisch an: Im Schuhkastl der Irma von Troll-Borostyàni befand sich keine Stieflette in der Art jener, wie sie ihre bisherige Gedenktafel zierte. Wahrscheinlich auch nicht in der Klosterzelle jener Dame, der die zweite neue Tafel gilt, der Heiligen Erentrudis, die im 8. Jahrhundert erste Äbtissin im Kloster Nonnberg war.

Diese ersten beiden Gedenktafeln zeigen den vielfältigen Bogen der kommunalen Salzburger Frauengeschichte von einer ersten weiblichen Führungsposition zur ersten Salzburger Feministin“, so Anja Hagenauer, Stadträtin für Soziales und Frauen. „Zusätzlich zu den bisherigen bedeutenden Frauen aus Kultur, Wirtschaft und Politik machen wir weitere verdiente Frauen sichtbar – neu geplant sind etwa Tafeln für die Zeithistorikerin Erika Weinzierl und Alice Brandl, eine der ersten Gemeinderätinnen.“ Alexandra Schmidt, Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg und Projektkoordinatorin: „Nach und nach können wir so die Frauengeschichte nach- und weitererzählen.“ Im Bild bringt sie die Tafel für die Heilige Erentrudis daher.

Nächstes Jahr wird in der Schriftenreihe des Archivs der Stadt Salzburg eine Broschüre mit Kurzbiografien, Hintergründen und Alltagsbezügen erscheinen. „Zusätzlich zu den biografischen Informationen haben wir nun auch Platz für Bilder, Zitate, Werke und Querverweise auf Straßennamen oder Preise, die auch nach diesen Frauen benannt sind“, erklärt Christa Gürtler, Germanistin und Mitautorin.

Weil derzeit keine Gruppenführungen zu den Wirkungsstätten möglich sind, gibt es das Projekt Frauenspuren  auf Instagram, Facebook und auf der Website der Stadt Salzburg mit Stories, Filmen und Infos.
Bilder: Stadt Salzburg / Alex Wedding (1); wildbild (1)

 

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