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Schicksalskarten

STICH-WORT

09/04/21 Man kann, wie im echten Leben, einen Joker ziehen. Genau so aber eine Schicksalskarte. Und dann kan sich die eigene Rolle – auch Rollen werden im Spiel des Lebens vergeben – ganz schnell ändern. Und damit die Lebenslage.

Jedes fünfte Kind in Österreich lebt in Armut, die Pandemie verschärft die Situation zusätzlich. Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit wirken sich massiv auf die Familieneinkommen und damit auf Kinderarmut aus. Politische Maßnahmen sind das Eine. Es ist aber auch nötig, ein Verständnis für Armut zu fördern - gerade auch unter jungen Menschen. Deshalb hat die Kinder- und Jugendanwaltschaft Salzburg ein Spiel entwickelt. Eines, das für Armut und dadurch drohende Ausgrenzung sensibilisieren soll.

„Armut wird aus Scham oft versteckt und ist auf den ersten Blick meist unsichtbar“, weiß die Salzburger Kinder- und Jugendanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt. Übermorgen Sonntag (11.4.) ist der „Tag der Unsichtbarkeit“. Kein Zufall also, dass die kija gerade an diesem Tag ihr neues Spiel des Lebens präsentiert.

„Das Rollenspiel ist ein interaktiver Einstieg zum Thema Armut“, erklärt die kija-Mitarbeiterin und Spielentwicklerin Barbara Erblehner-Swann (im Bild). Es geht darum, Verständnis zu wecken. „Mit Schicksalskarten erleben die Spielenden einen Perspektivenwechsel“, so Barbara Erblehner-Swann.

Laut einer neuen Ö3-Umfrage rechnet die finanzielle Unsicherheit zu den drei vordringlichsten Sorgen junger Menschen. Eine Umfrage der Volkshilfe unter hundert Haushalten hat wieder einmal gezeigt, zeigt, dass Kinder von armutsbetroffenen Familien gerade besonders leiden und öfter mit Einsamkeit und Traurigkeit zu kämpfen haben.

Trotzdem wird Armut in unserer Gesellschaft tabuisiert. Die Verantwortung im politischen Diskurs werde oft auf die Betroffenen abgewälzt, beklagt nicht nur die kija. „Armut – das ist etwas, was den anderen passiert, die daran auch irgendwie 'selbst Schuld' tragen.“ Kinder aus sozial benachteiligten Familien spürten diese Schuldzuweisungen und reagieren mit Scham.

Deshalb also dieses Spiel des Lebens. Es soll auch deutlich machen, dass Armut jede und jeden treffen kann und oft von äußeren Ereignissen und Schicksalsschlägen abhängt. Stigmatisierung ist jedenfalls nicht am Platz.

Mit einem Spiel ist es freilich nicht getan. „Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass Wohnraum für Familien leistbar ist, dass es ausreichend Startwohnungen für junge Menschen gibt, dass der Bedarf von Kindern konkret und nach Alter gestaffelt ermittelt wird und dass die Richtsätze der Sozialhilfe entsprechend angehoben werden“, versichert Andrea Holz-Dahrenstaedt. „Denn die Kinderrechte sind in erster Linie ein Auftrag an die Politik für entsprechende Rahmenbedingungen zu sorgen.“ (kija/dpk-krie)

Das „Spiel des Lebens“ richtet sich an junge Menschen ab 14 Jahren. Es kann für die Arbeit mit Gruppen kostenlos bestellt werden unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! . Dort gibt es auch das ebenfalls kostenlos zu beziehende Spiel „Achtung, Pechschlange!“, das 2019 für Kinder ab sechs Jahren entwickelt wurde.
Bilder: kija Salzburg

 

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