Fernsehleuchte
STICH-WORT
Von Christina Repolust
01/09/10 Einen Fernseher zu haben, das war das Eine. Aber darauf eine Leuchte stehen haben zu können, das war Wohlstand. Damals, als die Gondeln noch nicht Trauer trugen, Donna Leon noch keinen Brunetti durch Venedig jagte, sondern auf jedem, na ja, beinahe jedem Osttiroler Haushalt eine Fernsehleuchte in Form einer Gondel thronte.
Erst mit eben dieser war das Design, war der Lifestyle komplett. So nannte man das damals ja nicht, aber es ging in die Richtung: Geschmack, den man herzeigen wollte.
Die Gondeln gab es in verschiedenen Größen, wie ja auch alle Fernseher unterschiedliche Größen/Diagonalen vorweisen konnten. Ich bin sicher, dass meine Tante eher die Gondel be-fern-sehte als die Inhalte, die da in schwarz-weiß auf zwei Kanälen geboten wurden.
Ja richtig, sehen Sie, dieser innere Zusammenhang: Im Fernsehen gab es Kanäle und außen drauf die Gondeln. Das waren gute Jahre, ich mochte die Gondel auch, da gab es den Gondoliere zu sehen, wie im Original auf den Kanälen, er wiegte sich mittags stets zu „Drei kleine Italiener, die träumen von Napoli“. Oder war das nur Einbildung, weil gerade die Pizza Osttirol erobert hatte, die Schlager von Sonne und Italien und natürlich den Italienern über die Dolomiten schwappten und aus den deutschen Mercedes-Flotten der ersten „Fremden“ herausplärrten.
Möchten Sie jetzt wohl „Kitsch“ lesen? Ich schreibe das aber nicht. Denn Kitsch streicht mit einer energischen Bewegung die Gondel vom Fernseher, das hat sich dieses filigrane millionenfach erzeugte Requisit nicht verdient. Auch nicht die Menschen, die es verkauften, die es kauften, die es vorsichtig auspackten und ebenso vorsichtig wie regelmäßig abstaubten.
Jetzt, 2010, gibt es leider kein Zurück mehr, selbst eine Leuchte vom Flohmarkt könnte nie mehr auf diesen Flachbildschirmen thronen, die Kanäle sind mehr und dadurch nicht besser, die Zuseherinnen und Zuseher müder geworden. Wäre es nicht kitschig-banal, schriebe ich jetzt: „Mehr Licht!“