asdf
 

Eine Frage der Perspektive

STICH-WORT

30/07/20 Die Kolleginnen und Kollegen des Theater-Plattform nachtkritik.de haben bekanntermaßen einen weiten Horizont. Ein Interwiew, das Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler der FAZ gegeben hat, hat den mehrheitlich in Berlin ansässigen Theater-Beobachterinnen und -Beobachtern ein ironisches Schmunzeln entlockt.

Von Reinhard Kriechbaum

„Wie eh und je eröffnen die Salzburger Festspiele am Samstag mit dem Jedermann, und doch ist nichts wie immer. Sicherheitsvorkehrungen und Hygienekonzepte für Künstler, Mitarbeiter und Publikum begleiten das Festival. Was es auch koste, es soll nichts schiefgehen, das ist die Botschaft im Vorwege“, so Simone Kaempf im aktuellen Nachtkritik-Newsletter. „Die Festivalpräsidentin sieht sich in einer Vorreiter- und Hoffnungsträger-Rolle: 'Wenn es bei uns gutgeht, dann ist der Weg für andere gebahnt', so Helga Rabl-Stadler in der FAZ. Das ist natürlich ein Fall grober Übertreibung. Welches Theater feilt derzeit nicht an seinem Hygiene-, Sitzplatz-, Konktaktdaten-Konzept und versucht auf Nummer sicher zu gehen, wo es kann?“

„Das Internationale Sommerfestival auf Kampnagel Hamburg etwa, das in zehn Tagen startet, lässt ebenfalls alle Mitarbeiter*innen und Künstler*innen, die aus dem Ausland anreisen, auf Corona testen“, notiert Simone Kaempf. „Auf eigene Kosten, aber mit weniger Wirbel.“ Man könne sich „über den Aufmerksamkeits-Sog angesichts der Bemühungen allerorten auch ein wenig ärgern“, findet die Berliner Theaterkritikerin. „Salzburg geht ja nur terminlich voran. Aber meine Freude überwiegt: Es geht wieder los, in wenigen Wochen übernehmen die Theater mit vollem Einsatz. Der erste Theaterbesuch seit März winkt. Wohin man schaut: Die September-Premierenkalender sind euphorisierend voll. Und glaubt man den Bühnentechnikern in ihrem Kampf gegen die Aerosole, dann besteht nur wenig Anlass zur Sorge. Das Münchner Cuvilliés-Theater zum Beispiel kann das gesamte Luftvolumen innerhalb von acht Minuten und 48 Sekunden komplett austauschen.“ Man könne das Theater nicht zum sichersten Ort der Welt machen, „momentan aber bleibe ein Aufenthalt im Theater sicherer als ein Restaurantbesuch“ – so äußert sich Andreas Grundhoff, technischer Direktor des Münchner Residenztheaters, in einem lesenswerten Nachtkritik-Essay mit dem Titel „Kampf den Aerosolen“ von Harald Raab.

Das FAZ-Porträt von Helga Rabl-Stadler – www.nachtkritik.de; www.faz.net
Der Link zum Nachtkritik-Newsletter
Harald Raab, Autor des Nachtkritik-Essays Kampf den Aerosolen, ist ist Publizist und freier Journalist in Weimar.
Bild: Simone Kaempf/privat

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014