Vogelperspektive
STICH-WORT
14/07/20 Eine Drohne mit Kamera tut's auch. Diese über der Stadt fliegen zu lassen, wird vielleicht nicht gern gesehen, wenn's nicht gar verboten ist. Besser also, man lässt die Geo-Profis ran - für Blicke auf Salzburg von oben.
Alle vier bis fünf Jahre werden im Auftrag des Amtes für Vermessung und Geoinformation aufwändige Bildflugprojekte über der Stadt Salzburg durchgeführt. 2016 entstand daraus – quasi als das größte „Nebenprodukt“ – das erste begehbare Luftbild in der Wolf-Dietrich-Halle im Schloss Mirabell. Wie sich herausstellte, war es ein Blickfang für Einheimische wie Gäste. Im März/April 2019 wurde ein weiterer Bildflug durchgeführt. Nach Ausarbeitung und Montage der dabei entstandenen Fotos kann man nun auf dem Weg vom Schlosshof zum Mirabellgarten ein neues, weitaus detaillierteres Luftbild der Stadt Salzburg überqueren. Wer meint, Salzburg schon sehr gut zu kennen, wird überrascht sein von den neuen Perspektiven auf die Stadt und ihr näheres Umfeld.
Kleinste Dinge wurden sichtbar, denn der erstmalige Einsatz eines großformatigen digitalen Kamerasystems (UltraCam Eagle M2 f 100) lieferte Orthofotos – differentiell entzerrte Luftbilder – mit einer Bodenauflösung von fünf Zentimetern. Ein Orthofoto ist ein realistisches, verzerrungsfreies Bild mit einheitlichem Maßstab. In dieser rechnerisch erzeugten Parallelprojektion können Strecken und Winkel wie in einem Plan direkt gemessen werden.
Im Schloss Mirabell ist jetzt auch eine Ausstellung zu sehen, die aktuelle Luftaufnahmen aus den Jahren 1945 und 2019 gegenüberstellt. Die historischen Bilder stammen von Luftaufnahmen der US Armee und wurden entsprechend aufbereitet. Die Fotos auf dieser Seite: Auf dem Bild von 21945, wo bloß eine Autobahnabfahrt und viele felder zu sehen sind, stehen jetzt Europark und Ikea. Auch die Umgebung des Bahnhofs hat sich enorm verändert.
„Salzburg vor 75 Jahren und heute – da liegen Welten dazwischen, und eine einmalig lange Zeit des Friedens“, sinniert Stadträtin Martina Berthold. Die Fotos der Ausstellung zeigen die dynamische Entwicklung unserer Stadt, sprich: das Wachsen der Wohn- und gewerbebereiche, damit aber auch den Anstieg der Versiegelung durch Straßen- und Parkplatzflächen. „Das begehbare Luftbild in der Wolf-Dietrich-Halle zeigt jedoch auch, dass sich der Einsatz um den Grünlandschutz gelohnt hat“, so Martina Berthold.
Was Technik-Freaks vielleicht interessiert: Die Luftbildkamera hatte eine Bildgröße von 340 Megapixel, und man überflog die Stadt in 69 Nord-Süd-Streifen. Dabei entstanden 5.700 Luftbilder. Vor fünf Jahren waren es bloß 34 Streifen und 2.170 Bilder. Derartige Bildflüge sind ein heikles Unterfangen – das Salzburger Wetter macht den Einsatz nicht einfacher. Bildflüge sind nur etwa 2,5 Stunden um den Sonnenhöchststand möglich. Sie werden logischerweise nur bei optimalen Wetterbedingungen durchgeführt. Tage mit Nebel, Dunst oder Schnee kommen nicht infrage. Um Wolkenschatten auszuschließen, muss es eigentlich blauer Himmel sein...
Durch spezielle Verfahren kann aus den Luftbildern neben den Orthofotos auch ein Gelände- sowie Oberflächenmodell (DGM, DOM) generiert oder der genaue Verlauf von z.B. Dachlinien, Bodenmarkierungen oder Höhenlinien ausgewertet werden.
Warum macht die Stadt ihre eigenen Aufnahmen und kauft sie nicht vom Bund oder vom Land, die Österreich ja auch von oben unter die Bildlupe nehmen? Das hat mit der Bildauflösung zu tun (man will's genauer) und auch mit den Nutzungsrechten. Die Luftbilder dienen jedenfalls auch als Grundlage zur Datenpflege und Aktualisierung der digitalen Stadtkarte (DSK). Diese enthält unter anderem Daten zu rund 33.000 Grundstücken, 27.300 Gebäuden und 23.100 geocodierten Adressen.