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Honighimmel

STICH-WORT

19/06/19 Es gibt Kunstprojekte, die einem auf Anhieb sympathisch sind. Warum gerade jenes, das als Honighimmel bis 30. Juni in der Kollegienkirche zu sehen ist? Die starke Symbolkraft hat es uns angetan, auch wenn wir die Symbole ein wenig anders deuten, als sie erklärt werden.

Von Reinhard Kriechbaum

Dass uns die Kirche das Paradies verheißt, also so etwas wie das immaterielle Land, in dem für die geretteten Seelen Milch und Honig fließen, klingt trostreich. Und um die Aussicht ein wenig glaubwürdiger zu machen, fließt nun tatsächlich Honig vom Himmel, sprich: aus der Kuppel der Kollegienkirche. Dort wurde, in einer Höhe von fast fünfzig Metern, in einem der Lüftungslöcher ein Trichter samt Faden installiert. Honig wird von Zeit zu Zeit in den Trichter eingeleitet und dosiert an den Faden abgegeben. „Unzählige Perlen bildend, fließt Honig an einem kaum wahrnehmbaren Faden aus der Kuppel der Kollegienkirche langsam herab bis er schließlich in einer goldenen Schale aufgefangen wird“, heißt es in einer Presseaussendung der Katholischen Hochschulgemeinde. Der Honig sammelt sich in einer großen vergoldeten Schale, deren Durchmesser jenem der in 50 m Höhe befindlichen Kuppel-Laterne und jenem des weißen Steinkreises am Boden entspricht.

Sonja Meller, 1971 in Salzburg geboren, ist die Künstlerin, die sich das ausgedacht hat. Sie studierte Bildhauerei an der Kunstuniversität Linz und New Genres am San Francisco Art Institute. Sie realisierte Kunstprojekte im In- und Ausland, mit Vorliebe ortsbezogene Interventionen, Kunst im öffentlichen Raum sowie Arbeiten mit Schwerpunkt Klangkunst.

„Mit ihrem Kunstprojekt Honighimmel symbolisiert Sonja Meller Zeit, Erwartung und Ankommen“, erklärt Hochschul-Seelsorger Christian Wallisch-Breitsching. Durch die vertikale Ausrichtung der Installation schienen sich Himmel und Erde zu berühren. „Die Süße und der Duft des Honigs sowie seine goldfarbene Reflexion im Licht lassen diese Arbeit zu einer sinnlichen Erfahrung jenseits des Alltäglichen werden“, schwärmt Wallisch-Breitsching.

Die sinnliche Erfahrung ist nicht abzustreiten, obwohl wir die Sache ganz spontan ein wenig anders ausgelegt hätten. Ein wenig zähflüssig, kam uns als erstes in den Sinn, gehen Veränderungen in der Kirche vor. Aber es geht mit dem Honig tatsächlich beständig bergab, so wie mit der katholischen Kirche. Der Honig fließt übrigens nun, da die Temperaturen auch im Kirchenraum gestiegen sind, deutlich schneller als im Winter, als man den Seidenfaden probeweise ausrollte und die Funktion erprobte.

Bis 30. Juni in der Salzburger Kollegienkirche
Bild: Erzdiözese Salzburg / Haymo Bachmaier

 

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