Tochter redet und singt, Mama kocht
STICH-WORT
10/03/17 „Į užburtą šalį“ – das ist Litauisch und heißt „Zum verzauberten Land“. So heißt ein außergewöhnlicher Programmpunkt im derzeitigen Kulinarik-Festivals eat&meet: Vor litauischer Hausmanns-, pardon Hausfrau-Kost, gibt es Vokalmusik. Für beider Authentizität bürgt die Familie der scheidenden Salzburger Opernchefin Mirga Gražinytė-Tyla.
Von Reinhard Kriechbaum
Als Mirga Gražinytė-Tyla bei den Festspielen den Young Conductor's Award überreicht wurde, da haben Mitglieder ihrer Familie aus Litauen spontan ein Gratulationslied angestimmt. Wer dabei war, merkte auf: Aus solchem Umfeld also wachsen ganz spezielle Begabungen heraus...
Die baltischen Länder pflegen eine lange Tradition des Chorsingens, bei Festen hört man tausendstimmige Ensembles. Diese Liederfeste wurden von der UNESCO als Meisterwerk des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit anerkannt. Auch Mirga Gražinytė-Tylas Einstieg in den Beruf der Dirigentin führte über den Gesang und das Chor-Dirigieren. Ihr Vater Romualdas Gražinis, der die Gesamtleitung der Veranstaltung innehat, kann auf eine lange Karriere als Chorleiter zurückblicken.
Gemeinsam mit der litauischen Dirigentin Mirga Gražinytė-Tyla und ihrer Musikerfamilie aus Vilnius öffnet der Verein WØD (West-östlicher Diwan), hinter dem der Geiger Frank Stadler und der aus Ägypten stammende, in Salzburg lebende Komponist Hossam Mahmoud stehen, ein Fenster zur litauischen Chormusik, Lyrik und Essenskultur.
Am Sonntag (12.3.) um 11 Uhr geht es im Orchesterhaus los: Als Reminiszenz an die großen baltischen Chor-Liederfeste wird ein Zusammenspiel von zwei singenden Formationen zu erleben sein, dem Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor unter der Leitung von Wolfgang Götz und dem Chor „Bunte Steine“ unter der Leitung von Katharina Wincor. Mit dabei sind die beiden Sopranistinnen Tamara Ivaniš und Meredith Hoffmann-Thomson sowie der Bassist Raimundas Juzuitis.
Im Anschluss an die Matinee bitten die Gastgeber zu einem besonderen Menü ins Gablerbräu, bei dem man die authentische Küche Litauens kennenlernen kann – nach alten Rezepten gekocht von Mirga Gražinytė-Tylas Mutter Sigutė Gražinienė, einer Pianistin.
Die Veranstaltung wird von Mirga Gražinytė-Tyla moderiert, und die werde auch selbst singen, ist angekündigt. Das kann sie nämlich auch, nicht nur „La Bohème“ dirigieren, was in diesen Tagen ihr eigentliches Kerngeschäft in Salzburg ist.
Und was wird’s zu essen geben, Frau Gražinienė? Šaltibarščiai ist eine kalte Suppe aus Kefir, Roten Beeten, Gurken und Jungzwiebeln. Cepelinai sind Erdäpfelknödel mit Topfenfüllung. Als „fließende Praline in Aussicht gestellt ist Kisielius, ein süßes Getränk aus Preiselbeeren und heißer Schokolade.