Tätige Reue nach der Kindsweglegung
FESTSPIELE / INTENDANTEN-NACHFOLGE
26/09/13 Markus Hinterhäuser wird die Geschicke der Salzburger Festspiele von 2017 bis 2021 lenken. Mit einer Langzeitintendanz ist zu rechnen, denn der Vertrag werde „vorerst befristet“ auf fünf Jahre geschlossen, betonte LH Wilfried Haslauer am Mittwoch (25.9.) nach der Kuratortiumssitzung. „Wir brauchen einen stabilen, künstlerisch ansprechenden Weg in die Zukunft.“
Von Reinhard Kriechbaum
Tätige Reue nach der Kindsweglegung. So könnte man also den Beschluss des Festspielkuratoriums beschreiben. Man hatte ja Markus Hinterhäuser, den langjährig bewährten Zeitfluss-Leiter, Konzertchef und Ein-Jahres-Interimskandidaten ziehen lassen. Die Einstimmigkeit des Beschlusses jetzt zeigt zumindest: Man hat dazugelernt.
Markus Hinterhäuser stand am Mittwoch (26.9.) Nachmittag, als das Kuratorium und er vor die Presse traten, die Freude ins Gesicht geschrieben: „Weil ich die Festspiele wirklich mag.“ Ein Satz, den man ihm vorbehaltlos abnimmt. Sein Leben sei von Salzburg, von den Festspielen bestimmt gewesen, so Hinterhäuser, deshalb sei seine Wahl als Intendant für die Jahre 2017 bis 2021 „ein sehr schöner, sehr bewegender Moment“.
„Es wird weniger werden.“ Das schickte Hinterhäuser voraus. „Das Limit der Machbarkeit nach innen und außen“ sei bei den Festspielen erreicht und überschritten. „Wir können die Festspiele nicht bis zur Beliebigkeit ausreizen.“ Es werde wichtig sein, eine genaue Analyse vorzunehmen. In diesem Sinn äußerte sich im Pressegespräch auch LH Wilfried Haslauer.
Was hat Hinterhäuser konkret vor? Dazu hat er sich logischerweise jetzt noch nicht geäußert. „Sie kennen meine Handschrift, ich werde sie in meinem Alter nicht mehr ändern und auch nicht beginnen, links zu schreiben.“ Aber dann doch eine Reihe von Andeutungen, die eben die Handschrift bestätigten. „Die Moderne wird ihren absolut richtigen und wichtigen, selbstverständlichen Platz haben.“ Eine profunde Auseinandersetzung mit Mozart werde von den Festspielen erwartet, doch Hinterhäuser schwebt – derzeit formuliert er noch vage – „eine Möglichkeit vor, mit Mozart umzugehen, die über die festgeschriebene Form hinaus geht“.
Vorsichtig auch seine Äußerungen zum derzeit vorverlegten Festspielbeginn. „Die Ouverture spirituelle hat mir sehr gefallen“, versicherte Hinterhäuser und wies darauf hin, dass es eine Rubrik mit geistlicher Musik über Jahrzehnte gegeben habe. Die Frage stelle sich nun „ob es eine Möglichkeit gibt, die Ouverture spirituelle zu konzentrieren und in einen definierten Beginn, also dir erste Opernpremiere, münden zu lassen“.
Von einem Generalthema, wie es in den Jahren Flimm üblich war, wolle er absehen, das sei nicht durchzuziehen bei der Fülle an Veranstaltungen. Das Angebot solle eben überschaubarer werden. Die vier Opernpremiere, die insgesamt 220.000 aufgelegten Karten in seinem Intendanten-Jahr 2011: „Das waren Dimensionen, die mir vernünftig erschienen.“ Er sei, so Markus Hinterhäuser, „ein großer Anhänger von Wiederaufnahmen“, wegen der Option auf Weiterarbeit.
In derselben Kuratoriumssitzung wurde auch über die Verlängerung des Vertrags von Helga Rabl-Stadler entschieden. Das war ja ausgemachte Sache, der Vertrag läuft nun bis 2017. Im Pressegespräch wurde von der Präsidentin und auch vom Ministerium (unter anderem von der Vertreterin der Kultur-Ministerin Claudia Schmid, Andrea Ecker) versichert, dass Valorisierungen der Förderungen für die Festspiele anzupeilen sind. „Derzeit sind nur mehr 13 Prozent des Budgets Gelder der öffentlichen Hand“, so Rabl-Stadler.
Nun stehen also erst einmal das letzte Jahr Pereira (2014) und dann die beiden Interims-Jahre einer Doppel-Direktion Sven-Eric Bechtolf/Helga Rabl-Stadler bevor. Hinterhäusers Angebot an Bechtolf, den er „seit Studienzeiten“ kenne und mit dem er befreundet sei: „Alles, was Bechtolf brauchen wird, werde ich ihm geben.“ Die Zeichen stehen wohl wirklich in Richtung kollegialem, ja amikalem Übergang.