„Ein Stammpublikum geht durch dick und dünn“
FESTSPIELE / WIRTSCHAFT
21/12/11 Die Weihnachts-Frohbotschaft der Festspiele: Bernd Gaubinger hat wieder einmal die wirtschaftliche Bedeutung und damit die Umwegrentabilität erhoben, und die Ergebnisse sind rundum zufriedenstellend.
Von Reinhard Kriechbaum
Das Wort „Krise“ kennt man bei den Festspielen höchstens als abstrakten Begriff aus dem Wirtschaftsteil von Zeitungen. Das reale Publikumsverhalten spiegelt Treue, Stabilität und geradezu apokalyptische Ausgabe-Freudigkeit. Festspielgäste lassen in etwa drei Mal soviel springen wie durchschnittliche Österreich-Urlauber. Die Festspiele sind ein Frachtschiff, dass ungeachtet des Wellengangs seinen Kurs hält: „Ein Stammpublikum geht mit dir durch dick und dünn“, sagt Präsidentin Helga Rabl-Stadler.
Alle paar Jahre lassen die Festspiele erheben, wie sie dastehen als der kulturelle Leitbetrieb schlechthin im Land. Das Publikum lässt sich auch da nicht lumpen und schickt Fragebögen, die bei der Kartenbestellung mit übermittelt werden, bereitwilligst zurück: 3.500 Fragebögen wurden ausgefüllt, in etwa zwei Drittel davon von auswärtigen Festspielgästen. Für Bernd Gaubinger, längst Instanz in Sachen Umwegrentabilitäts-Forschung, ist das eine mehr als zufriedenstellende Basis für seine statistischen Hochrechnungen.
„Die Festspiele sind konjunktur-resistent“, sagte Gaubinger bei der Präsentation der Studie. Weil er ja jetzt nicht mehr bei der Wirtschaftskammer angestellt ist, hat er die Studie im Rahmen des Zentrums für Zukunftsstudien der Fachhochschule Salzburg gemacht.
Viele vertraute Zahlen tauchen auf: Mit 200 Ganzjahres-Arbeitsplätzen und 3.600 Mitarbeitern im Sommer sind die Festspiele sowieso einer der Big Player im Bundesland. „Was aber mindestens so wichtig ist für die wirtschaftliche Entwicklung, die Festspiele sichern österreichweit indirekt rund 3.200 Ganzjahresarbeitsplätze.“
Die gesamtwirtschaftlichen Effekte sind mittlerweile auf 275,5 Millionen Euro angewachsen – so viel wie noch nie“, so Helga Rabl-Stadler. Auch das ist ja keine Neuigkeit: „Die Salzburger Festspiele bringen über die steuerlichen Rückflusseffekte somit der öffentlichen Hand ein Vielfaches ihrer Subventionen.“ Selbst wenn man nur die Umsatzsteuer herausrechnet aus dem Gesamtumsatzeffekt: Da nimmt der Bund 11,3 Millionen Euro ein, und das heißt – allen der Umsatzsteuer-Rückfluss an den Bund, der durch die Festspiele generiert wird, ist höher als die öffentlichen Fördergelder insgesamt (also auch jene durch Stadt, Land und Tourismusfonds). Aus dem Betrieb der Festspiele selbst ergeben sich weitere direkte Einnahmeneffekte für den Staat von insgesamt 34,4 Millionen Euro. Für den Staat sind die Festspiele mithin nach wie vor hoch aktive Netto-Zahler, und gleich ein paar Mal hat die Präsidentin im Lauf des Pressegesprächs am Donnerstag (21.12.) betont, dass Steuergeld enorm gut investiert sei in die Festspiele.
12,8 Millionen zahlen ja die Festspiele selbst als Wirtschaftsbetrieb auf dem Steuerweg ins öffentliche Säckel zurück: 12,8 Millionen Euro. Denen stehen Gesamtförderungen von nur 10,9 Millionen Euro gegenüber.
Völlig klar: Tourismus und Gastronomie profitieren am meisten von den Festspielen (in etwa drei Viertel des Gesamtumsatzes). Laut Bernd Gaubingers Studie ergeben sich für 2010/11 gesamtwirtschaftliche Produktions- bzw. Umsatzeffekte von rund 275,5 Millionen Euro; der größte Teil dieser Wirkungen, etwa vier Fünftel (rund 220 Millionen Euro) fließt der Wirtschaft des Landes Salzburg zu.
136,9 Millionen Euro bringen der Festspielbetrieb selbst. Die Ausgaben der Festspielbesucher führen im Sinne der "Umwegrentabilität" (eines Multiplikatoreffekts) zu weiteren, indirekten Wirkungen von etwa 138,6 Millionen Euro, die in zahlreichen vorgelagerten Branchen des Dienstleistungs- und Produktionssektors der regionalen bzw. österreichischen Wirtschaft ausgelöst werden.
Rund 1.800 Arbeitsplätze, die überwiegend den Bereichen Tourismus und Handel zuzuordnen sind, gehen unmittelbar aufs Konto der Festspiele. „Unter Einbeziehung der indirekten Wirkungen lösen die Salzburger Festspiele insgesamt einen Beschäftigungseffekt von österreichweit etwa 3.100 bis 3.300 Ganzjahresarbeitsplätzen aus, von denen rund 2.700 bis 2.900 der Salzburger Wirtschaft zuzuordnen sind.“ Viele Unternehmer der Tourismusbranche und des Handels in der Stadt Salzburg könnten die bestehenden Ganzjahresarbeitsplätze ohne die sogenannten "Festspielumsätze" nicht halten, meint Gaubinger.