Kultur als wichtige Gegenmacht
FESTSPIELERÖFFNUNG / FESTAKT
27/07/11 "Wir brauchen eine gesellschafts- und kulturpolitische Gegenbewegung zur Diktatur des Ökonomismus sowie zum Zynismus der Finanzmärkte und ihrer Rating-Agenturen, die mit einem Federstrich über das Wohl ganzer Nationen und damit von Millionen Lebensrealitäten und Zukunftshoffnungen entscheiden.“
Mit diesem Satz fand sich Landeshauptfrau Gabi Burgstaller beim Eröffnungsfestakt der Salzburger Festspiele am ´Mittwoch (27.7.) Vormittag in der Felsenreitschule im Einklang mit Festredner Joachim Gauck.
"Eine der großen Errungenschaften der aufgeklärten Politik hauptsächlich des 20. Jahrhunderts ist es, dass künstlerisches Schaffen und intellektuelle Kritik nicht als Störung betrachtet werden, sondern als Chance für Erkenntnis und Kurskorrektur und damit als Motor der gesellschaftlichen Entwicklung", so Bundesministerin Claudia Schmied. "Solch eine Kulturpolitik sieht ihre Aufgabe darin, Rahmenbedingungen für das künstlerische Schaffen zur Verfügung zu stellen. Kulturpolitik gibt keine Inhalte vor, reguliert Kunst nicht und ordnet nicht an, sondern sie schafft den Rahmen, in dem sich Kunst entwickeln kann. Österreich kann für sich in Anspruch nehmen, unter den aufgeklärten Staaten des westlichen Europas eine Vorreiterrolle eingenommen zu haben."
Neben der Wahrung der Freiheit der Kunst und ihrer Unterstützung, auch in finanzieller Hinsicht, gelte es heute, eine breite kritische Öffentlichkeit als Rezipienten der Kunst zu gewinnen. "Denn erst über die gesellschaftliche Wahrnehmung kann Kunst ihre volle gesellschaftliche Wirkung entfalten. Förderung von Kunst und Förderung einer kritischen Öffentlichkeit gehören zusammen. Hier verbindet sich Kulturpolitik mit Bildungspolitik. Demokratische Gesellschaften brauchen die emotionale Reife der Bürgerinnen und Bürger. Bildung, Kunst und Kultur unterstützen uns auf unserem Weg zur Bildung unserer Persönlichkeit und unserer persönlichen Identität.“
Bundespräsident Fischer hat, wie der Festredner, den Wert von Freiheit und Rechtsstaatlichkeit hervorgehoben. "Zumindest im demokratischen Teil Europas war die Nachkriegsgeschichte eine Erfolgsgeschichte – nicht nur der materielle Wiederaufbau, sondern besonders ideelle Werte: das Bekenntnis zur Freiheit, zur Festigung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, ein neues Verständnis von der Notwendigkeit friedlicher Problemlösungen sowie die Bereitschaft zur europäischen Zusammenarbeit und zur Solidarität über Staatsgrenzen hinweg. Österreich hat zu diesen Entwicklungen wesentlich beigetragen und steht im heutigen Europa an prominent guter Stelle."
Die Lebens- und Arbeitsbedingungen haben sich seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs grundsätzlich verändert, ebenso die Dimensionen der Politik und die Dimensionen unserer Zivilisation, so Fischer weiter. "Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere österreichische Identität gegen unsere europäische Identität ausgespielt wird. Natürlich stellt uns Europa auch vor Herausforderungen und ist nicht frei von Problemen. Aber es ist auf jeden Fall und dauerhaft eine große Chance." Die europäische Kultur sei hervorragend geeignet, dieses europäische Bewusstsein zu stützen. (Landeskorrespondenz)