Die Treue von der wir leben
50 JAHRE FESTSPIEL FREUNDE
09/06/11 Dach der Felsenreitschule. Sanierung Bühnenturm. Untertitelanlagen in den Festspielhäusern. Klimaanlage im Republic. Chronik, Kinderchor, website oder Almanach der Festspiele: Das sind nur einige der Projekte, die mit „Freunde“-Mitteln unterstützt und realisiert wurden. Der „Verein der Freunde der Salzburger Festspiele“ feiert heute Donnerstag (9.6.) mit einem Jubiläumskonzert in der Felsenreitschule sein fünfzigjähriges Bestehen.
Von Heidemarie Klabacher
Warum wird dieses Jubiläum nicht im Festspielsommer gefeiert? „Weil Bernhard Paumgartner den Verein am 10. Juni 1961 gegründet hat“, sagte Heinrich Spängler, der Präsident der Freunde der Salzburger Festspiele heute Donnerstag (9.6.) bei der Pressekonferenz in der Salzburg Kulisse.
Wer sind die „Freude“ und wie viele gibt es? 3500 „Mitglieder“ zahlen jährlich 120 Euro Mitgliedsbeitrag, 1660 „Förderer“ tausend Euro, 22 „Silver Club-Mitglieder“ zahlen zehntausend Euro - und fünf „Golden Club-Mitglieder“ gar 50.000 Euro. Dazu kommen 1550 „Abonnenten“, die nur die „Informationen“, also die Freunde-Publikation, beziehen und dafür dreißig Euro jährlich zahlen.
Die daraus resultierende Finanzkraft ist enorm: „Die Freunde sind der größte Sponsor der Salzburger Festspiele“, sagt Freunde-Präsident Heinrich Spängler. „Ganz ohne Einfluss zu nehmen, sind wir einfach da, wenn man uns braucht. Und brauchen können uns die Festspiele sehr.“
Beispiel: Dach der Felsenreitschule. „Das Dach selber war eine Notwenigkeit. Aber das Zwischengeschoss mit neuen Räumen für Werkstätten und Büros hätten die Festspiele von der öffentlichen Hand nicht finanziert bekommen.“ Man habe sich daher im Freunde-Verein entschieden, so Spängler, auch wieder einmal in ein Gebäude und nicht direkt in die Kunst zu investieren: „Was in den Bühnenbildwerkstätten bewirkt wird, geht ja auch wieder in die Kunst.“
Die „Freunde“ seien aber auch schon bei schleppendem Kartenverkauf zu Hilfe gerufen worden: „Gerard Mortier hatte seinerzeit Schwierigkeiten, sechs Mal das Große Festspielhaus mit den ‚Trojanern’ zu füllen und hat angefragt, ob wir nicht was tun können“, erinnert sich Heinrich Spängler. Was man tun konnte, war, einen Brief an die Mitglieder zu schreiben. "Hereingekommen sind damals - in Vor-Euro-Zeiten - 800.000 Schilling. „Lob und Kritik der Mitglieder“ würden nach Festspielende jeweils an die Festspiele weitergeleitet, „sonst gibt es keine Einflussnahme“.
45 Prozent der Mitglieder kommen aus Österreich (vor allem aus Salzburg, Oberösterreich, Wien und Tirol), 45 Prozent aus Deutschland. Die restlichen Mitglieder stammen aus den USA, Großbritannien, Italien, Frankreich, Spanien und Japan. In Deutschland, England und in den USA gibt es eigene Freunde-Vereine. Der Deutsche Verein ist dabei nur für Förderer. In diesen Ländern sind die Förderungen steuerlich absetzbar. Daher unterstützen die Deutschen Freunde teils Gastspiele deutscher Orchester oder die Amerikanischen Freunde teils Gagen amerikanischer Künstler. Das hat steuerrechtliche Gründe. Heinrich Spängler hofft, dass „irgendwann“ vielleicht auch in Österreich Förderbeiträge steuerlich absetzbar sein werden.
Es geht um nicht wenig Geld: 2,2 Millionen Euro gehen im Durchschnitt jährlich an die Festspiele, berichtet Brigitte Ritter, die Geschäftsführerin des Vereins der Freunde der Salzburger Festspiele. Zum Spielplanzuschuss gibt es auch Spenden für Sonderprojekte, etwa 200.000 Euro für die Website der Festspiele oder für die Festspielchronik. „Die ordentlichen Mitglieder, die 120 Euro im Jahr zahlen, die sind das Brot unserer Arbeit. Die Förderer sind die Butter. Aber was ist Butter ohne Brot?“ So schildert Brigitte Ritter die Struktur. Vielfach seien die ‚kleinen Leute’ besonders spendenfreudig, zudem wachse die Spendenfreudigkeit mit der Entfernung: „Für viele Menschen ist Salzburg eine Art Sehnsuchtsort. Da gibt es eine hohe emotionale Verbindung.“
Was bekommen die Mitglieder und Förderer für ihren finanziellen und emotionalen Einsatz? „Man muss immer darauf schauen, dass alle etwas bekommen, was sie ohne Mitgliedschaft nicht bekommen“, sagt Brigitte Ritter. Mitglieder etwa bekommen Zugang zu einer Konzertprobe während der Festspielzeit, Förderer können drei Proben besuchen, erhalten zusätzlich ein Geschenk und bekommen schon im November das Programm der nächten Festspiele präsentiert.
Silver und Golden-Club Mitglieder werden sehr persönlich betreut, aber auch diese können sich nichts „kaufen“, was etwa gegen die Interessen der Künstler wäre. Aber man sei gerne bereit, einen Kummerbund zum Frack aufzutreiben oder auch mal einen Smoking, von dem ein Knopf abgerissen ist, in die Kostümschneiderei zu schicken: „Die nähen das dann an.“ Künstlergespräche oder Vorträge im Rahmenprogramm würden "gestürmt".
Begehrlichkeiten - etwa in Richtung des Kartenkontingentes und des Vorkaufsrechts - begegne sie mit klaren Hinweisen auf die Statuten, betont Brigitte Ritter: „Man kann mit Geld keineswegs alles kaufen.“ Entscheidungen würden von Freunden und Förderern aller Kategorien akzeptiert, „wenn sie gerecht und nachvollziehbar sind - und für alle gelten“. Das mit den Karten passt zur Intention des Vereinsgründers. Denn das „Vormerkungsrecht“ sei keineswegs die Veranlassung zur Vereinsgründung gewesen, sagte Bernhard Paumgartner im Jänner 1962 bei einem Vortrag vor den ersten Mitgliedern:
„Der Verein soll mit der Zeit in sich eine ideale Publikumsgruppe werden, eine durchaus freie Gesellschaft, die sich jedoch mit allen persönlichen, ja freundschaftlichen Gefühlen dem Gedeihen, den Leistungen der Festspiele verbunden fühlt, einen Kontakt erzeugend, wie er im allgemeinen nur zwischen dem Stammpublikum eines sehr ernsten Jahrestheaters oder einer Konzertreihe in einer ernst zu nehmenden Kulturstadt möglich wird…“
Übrigens ist auch Jürgen Flimm Mitglied bei den Freunden: "... weil ich Salzburg und die Festspiele nicht vergessen kann."