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Goldglanz und Gloria

DOMQUARTIER / DOMMUSEUM / FARBENPRACHT AUF PERGAMENT

13/11/15 „Im Jahr 1492, als Christoph Columbus Amerika entdeckt hat, waren neunzig Prozent dieser Handschriften bereits geschrieben und gemalt.“ Die Bücher sind fünfhundert Jahre alt, einige sechshundert. Jedes einzelne unschätzbar wertvoll. Ein Vergleichswert? „Ein Ferrari, aber ein teurer.“ Der Unterschied - ein Auto ist für Geld zu haben. Ein einziger Blick auf die Gold unterlegten und mit „Edelsteinfarben“ gemalten Miniaturen ist mehr wert.

Von Heidemarie Klabacher

Der Erzbischof war kein Hypochonder, obwohl das immer wieder vermutet wurde, weil er gar so viele Medizinbücher im Schrank hatte. Nein: Bernhard von Rohr war Siechen- und Spitalmeister in Salzburg, bevor er Erzbischof wurde. So erklärt sich sein großes Interesse an medizinischen Schriften. Das erzählte Beatrix Knoll von der Universitätsbibliothek heute Freitag (13.11.) im DomQuartier bei der Pressepräsentation der Ausstellung „Farbenpracht auf Pergament. Gotische Buchmalerei aus Salzburg“.

Universitätsbibliothek und Dommuseum zeigen im Nordoratorium des Doms Buchmalerei aus spätmittelalterlichen Salzburger Schreibwerkstätten und Bibliotheken. Zu sehen sind in den vier Räumen 23 Handschriften, davon 18 aus den Beständen der Universitätsbibliothek. „Diese Ausstellung bietet eine der ganz wenigen Gelegenheiten, die schönsten und wertvollsten Handschriften des Mittelalters aus Salzburger Sammlungen zu sehen“, betont Beatrix Koll, die zusammen mit Peter Keller, dem Direktor des Dommuseums, die Ausstellung kuratiert hat.

Alle Bücher in der Schau sind eng mit Salzburg verbunden. Am innigsten wohl die, die der Buchkünstler Ulrich Schreier für den Erzbischof Bernhard von Rohr geschaffen hat. Ulrich Schreier hat etwa zwischen 1450 und 1500 über zweihundert Handschriften und Drucke mit Buchmalereien geschmückt oder mit dekorativen Einbänden versehen. „Illuminieren“ – zum Leuchten bringen – wird das künstlerische Ausgestalten und handgeschriebenen Pergamentbüchern von den Experten genannt. Und die Bücher strahlen tatsächlich: mit kostbarsten Farben, für die nicht wenige Edelsteine zermörsert worden sind, mit Blattgold und atemberaubender Maltechnik.

„Man kann sich kaum vorstellen, wie die winzigen Darstellungen ohne Lupen oder sonstige Sehbehelfe gemalt worden sind“, staunt selbst die Expertin Beatrix Knoll.

Erzbischof Bernhard ließt in seiner Regierungszeit von 1466 bis 1482 zahlreiche medizinische und liturgische Bücher vom Salzburger Meister Ulrich Schreier „illuminieren“. Schreier hat seinen Bischof auch porträtiert, ihn mitsamt seinem Namen auf dem Buch daneben, hineingezaubert quasi in eine O-Initiale, dargestellt mit einem Uringlas in der Hand: „Das war eben das Diagnosemittel der Medizin dieser Zeit“, so Knoll. Diese Initiale wurde auch für das Logo der Ausstellung verwendet. Der Erzbischof mit dem roten Käppchen, das dem höchsten Klerus vorbehalten war, taucht auch als Hirtenknabe in einer weiteren Handschrift auf.

Der zweite Raum im Nordoratorium des Domes gilt gotischer Buchmalerei aus Salzburger Werkstätten des 14. und 15. Jahrhunderts: Nicht nur die Erzbischöfe, sondern auch die Domherren gaben die künstlerische Ausstattung wertvoller, meist liturgischer Bücher in Auftrag. Besonders im 14. Jahrhundert entstanden viele handgeschriebene Messbücher in einem Salzburger Atelier, das außergewöhnlich schöne Initialen anfertigte. Mit seinen 876 (!) Seiten ist das „Radecker Missale“ ein besonderes Prunkstück. „In diese feinen in sich verschlungenen Blütenranken kann man sich versenken, wie in ein Mandala. „Fleuronné-Initialen“ nennt man diese aus feinen Blütenranken bestehenden Anfangsbuchstaben.

Die Erzbischöfe haben nicht nur Buchkünstler aus Salzburg beschäftigt. Sie haben handgeschriebene Bücher – also „Handschriften“ – aus Italien, Böhmen, Deutschland, Ungarn und England gesammelt.

Wie die Handschrift aus England nach Salzburg gekommen ist, sei bis heute nicht ganz geklärt, erzählt dazu Beatrix Koll. Zudem habe man das Buch die längste Zeit für eine Handschrift aus Frankreich gehalten, bis ein französischer Experte aus einem „Bauchgefühl“ heraus sie für englisch gehalten und die British Library ihm recht geben hat.

Im vierten Raum führt die Schau den staunenden Besucher wieder zurück nach Salzburg: Hier sind Beispiele für Buchmalerei aus Klöstern zu sehen, wie etwa das berühmte großformatige Graduale aus Michaelbeuern, das der „Malermönch“ Leonardus Pictor („der Maler“) von 1452 bis 1458 gestaltet hat. Aber auch die Mönche haben im Laufe der Zeit nicht nur selber geschrieben und gemalt, sondern ebenfalls Aufträge an „weltliche“ bürgerliche Werkstätten vergeben: In der Grillinger-Werkstatt, benannt nach dem Auftraggeber Peter Grillinger, Pfarrer in Mariapfarr, wurde etwa das Missale für St. Peter illuminiert. Aus Archiv und Bibliothek der Erzabtei St. Peter stammen in der aktuellen Schau vier Leihgaben, aus dem Benediktinerkloster Michaelbeuern das Graduale.

Die Ausstellung „Farbenpracht auf Pergament. Gotische Buchmalerei aus Salzburg“ im DomQuartier ist bis 6. Jänner 2016 im Nordoratorium des Domes zu sehen - zur Austellung ist ein Katalog im Quaternio Verlag Luzern erschienen - www.domquartier.at
Bilder: dpk-klaba

 

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