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Zur Restitution empfohlen

SALZBURG MUSEUM / RESTITUTION

08/11/21 Immer wieder finden sich in Österreichs Museen Objekte, die in der NS-Zeit in die jeweiligen Sammlungen kamen. Die Restitutionsforschung, die es unterdessen an so gut wie jedem Museum gibt, leistet viel. Manchmal fragt man auch beim österreichischen Kunstrückgabebeirat an.

Von Reinhard Kriechbaum

So geschehen kürzlich: Das Salzburg Museum hatte eine Expertise über Objekte aus dem Besitz von Oscar Bondy. Der 1870 in Wien geborene jüdische Industrielle besaß eine ansehnliche Kunstsammlung von über 1.100 Werken, darunter Gemälde von Rudolf von Alt, Emil Jakob Schindler oder August von Pettenkofen, außerdem deutsche, italienische, französische, holländische Meister aus dem 15. bis 18. Jahrhundert, Skulpturen sowie zahlreiche wertvolle Möbel und kunsthandwerkliche Objekte. Zur Zeit des Anschlusses war Bondy in Tschechien. Er kehrte nicht nach Wien zurück, sondern emigrierte über die Schweiz in die USA.

Die nationalsozialistische Zentrale für Denkmalschutz verhängte noch 1938 ein Ausfuhrverbot. Die Sammlung Oscar Bondy fiel nämlich unter den so genannten „Führervorbehalt“, mit dem Adolf Hitler am 18. Juni 1938 alle beschlagnahmten Kunstsammlungen in Österreich unter seine Kontrolle brachte, um Kunstwerke für sein in Linz geplantes „Führermuseum“ im Rahmen des „Sonderauftrags Linz“ zu akquirieren.

Mittels Listen konnten damals Museen – auch das Salzburger Museum Carolino-Augusteum – ihre Wünsche einbringen, um Objekte aus den beschlagnahmten oder 'sichergestellten' Sammlungen zugewiesen zu bekommen. Hitler ließ sich mehrmals Verteilungsvorschläge vorlegen, um selbst zu entscheiden, welche Objekte welchen Institutionen zugewiesen werden sollten. So also gelangten zwischen 1940 und 1942 insgesamt 99 Objekte aus der Sammlung nach Salzburg. „Entgeltlos zugeteilt“ hieß das im Nazi-Jargon. Die Stücke wurden mit Inventarnummern (großteils aus dem Jahr 1940) versehen. Manche Objekte wurden aber auch nicht inventarisiert, wie beispielsweise der sogenannte „Salzburger Ofen“, ein wertvolles Stück aus der Renaissancezeit, das im April 1942 ins Museum gekommen war.

Nachdem Oscar Bondy 1944 im New Yorker Exil verstorben war, bemühte sich seine Witwe Elisabeth nach Kriegsende um die Rückstellung der Kunstsammlung. „Die Reaktionen auf diese Eingaben können als abwehrend zusammengefasst werden“, heißt es jetzt in der Expertise des österreichischen Kunstrückgabebeirats. Der damalige Museumsdirektor Rigobert Funke und andere Stellen im Bundesland versuchten eine Rückgabe, vor allem des „Salzburger Ofens“ nach Kräften hinauszuzögern bzw. zu verhindern. Man redete sich auch darauf hinaus, dass manche Objekte verstreut lagerten und deshalb nicht aufzufinden seien.

Der „Salzburger Ofen“ wurde schließlich 1949 nach Wien gebracht, zwecks Restitution. Kurz zuvor hatte die Witwe Bondys drei Salzburger Fayencekrüge sowie einen Keramikblumentopf aus dem 17. Jahrhundert, diese ebenfalls aus der zuvor an sie restituierten Sammlung ihres Mannes stammend, dem Museum geschenkt. Und nun wird sie Sache kompliziert: Elisabeth Bondy hatte den Ofen einem amerikanischen Antiquitätenhändler zugedacht, aber der sah keine Weiterverkaufs-Möglichkeit für dieses alte Ding mit den vielen angeknacksten Kacheln. So hat sich Elisabeth Bondy schließlich doch entschieden, den „Salzburger Ofen“ nicht zu verkaufen – und schenkte ihn dem Museum zurück. Museumsdirektor Rigobert Funke freute sich in einem Brief 1951 darüber, „daß der prachtvolle Ofen von Hans Resch nunmehr in den Besitz des Salzburger Museums gelangte, wohin er ja auch letzten Endes gehört“.

Insgesamt wurden in den frühen Nachkriegsjahren wurden 72 der 99 Salzburger Objekte aus der Sammlung Bondy zurückgegeben. Nun war die juridisch zu klärende Frage: Hat Elisabeth Bondy die Fayencekrüge, den Blumentopf und den „Salzburger Ofen“ aus freien Stücken dem Museum zukommen lassen? Oder geschah es nolens volens, weil immer noch ein Ausfuhrverbot bestand?

Der Kunstbeirat hat jetzt für Krüge und Keramikblumentopf die Restitution an die Erben empfohlen. Bezüglich des Ofens kam man zum Schluss, dass sie diesen in voller Absicht, trotz der Möglichkeit ihn in die USA zu bringen und dort zu verkaufen, dem Museum „verehrt“ habe. Deshalb die Empfehlung jetzt: Der „Salzburger Ofen“ soll in Salzburg bleiben, die drei Fayencekrüge und der Blumentopf sollten restituiert werden.

Die Expertise im Wortlaut auf www.provenienzforschung.gv.at
Bild: Salzburg Museum

 

 

 

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