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Salzburgs Fünf-Sterne-Patron

HINTERGRUND / DOMQUARTIER

14/05/21 Johannes Nepomuk ist ein in Salzburg wohlgelittener Heiliger. Nicht nur, weil er als Steinstatue an so mancher Brücke oder manchem Gestade wacht. Prälat Johannes Neuhardt, Gründer und langjähriger Leiter des Salzburger Dommuseums, hat eine innige Beziehung zu seinem Namenspatron und 1973 eine große Nepomuk-Ausstellung eingerichtet.

Von Reinhard Kriechbaum

Johannes Neuhardt war es auch, der vor einigen Jahren die Privatsammlung des Innsbrucker Kunsthistorikers und Priesters Norbert Möller für das Dommuseum, jetzt Teil des Domquartieres, lukrierte. Nicht weniger als 1360 Exponate in Zusammenhang mit dem Böhmischen Nationalheiligen umfasst diese Sammlung aus Raritäten und Kuriositäten.

Im Südoratorium des Domes präsentiert das Domquartier nun eine Sonderausstellung, die sich vor allem aus diesen Beständen speist. Der Grund, dass man gerade jetzt an den böhmischen Brückenheiligen erinnert: Vor dreihundert Jahren, am 31. Mai 1721, wurde Johannes Nepomuk von Papst Innozenz XIII. seliggesprochen. Die Heiligsprechung erfolgte 1729.

Dafür, dass Johannes Nepomuk als Nothelfer in allen Lebenslagen im Barockzeitalter so richtig populär wurde, sorgten die Jesuiten und das österreichische Kaiserhaus. Ersteren kam der böhmische Märtyrer in der Zeit der Gegenreformation ob der Anschaulichkeit seines Märtyrertods entgegen, und das österreichische Kaiserhaus war ja auch für Böhmen und Mähren zuständig. Johannes Nepomuk war also ein Hausheiliger.

Was wohl nur mehr wenigen Leuten bewusst ist: Johannes Nepomuk ist der dritte Schutzheilige der Stadt Salzburg. Und bei dieser Gelegenheit dürfen wir unseren Leserinnen und Lesern ein recht skurriles Schmankerl mit direktem Salzburg-Bezug nicht vorenthalten. Dazu muss man wissen, dass die Leiche des Heiligen, der 1393 erschlagen und in die Moldau geworfen wurde, im Zuge der Selig- bzw. Heiligsprechung exhumiert wurde. Und damals fand man nicht nur Knochen, sondern auch etwas, das man für die Zunge hielt. Die Jesuiten wussten eine solche Reliquie, die als himmlisches Hilfsmittel gegen böse Zungen angesehen wurde, in Bild und Kunsthandwerk effizient unters Volk zu bringen. Johannes Nepomuk wurde zum Patron des Beichtgeheimnisses erklärt.

Die makabre Reliquie wird seither in einem Tresor in Prag gehütet. Im Zuge der Vorbereitung der großen Salzburger Ausstellung 1973 ist der Salzburger Prälat Johannes Neuhardt der Sache mit der Zunge auf den Grund gegangen und zettelte eine histologische Untersuchung an: Siehe da, das Ding entpuppte sich nicht als Muskelgewebe, sondern als ein Stück Kleinhirn.

Also, mit der Zunge ist es nichts. Trotzdem gilt Johannes Nepomuk nach wie vor als Patron gegen Verleumdung und üble Nachrede. Echt ist wohl jener Halswirbel des Heiligen, den der Salzburger Erzbischof nach wie vor in seiner Privatkapelle am Kapitelplatz beherbergt. Eine Urkunde in Goldschrift bestätigt das kostbare Geschenk, das einst Erzbischof Leopold Anton Firmian in Prag erhalten hatte.

Vertraut ist Johannes Nepomuk als Brückenheiliger. Man erkennt ihn am Gewand (Talar und Chorrock), am Kreuz, das er in Händen hält, und am Heiligenschein mit fünf Sternen. Vielerorts in Stadt und Land Salzburg gibt es Statuen. Fünf Marmorfiguren schuf allein der Bildhauer Josef Anton Pfaffinger im frühen 18. Jahrhundert, darunter die schönste am Leopoldskroner Weiher. In der Bergheimer Kirche hat man Johannes Nepomuk schon als Figur auf den Altar gestellt, fünfzehn Jahre bevor er überhaupt heilig gesprochen war.

Bis 25. Oktober im Domquartier (Südoratorium des Salzburger Doms) – www.domquartier.at 
Bilder: dpk-krie (1) / DomQuartier-Dommuseum-J.Kral  (3)

 

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