Buddeln, finden – und dann geht die Arbeit los
KELTENMUSEUM / KELTEN FÜR KINDER
24/06/20 Andere Kinder mögen in der Sandkiste am Spielplatz graben – die Zielgruppe der neuen Ausstellung im Keltenmuseum Hallein tut das gleiche, aber mit pädagogisch anspruchsvollem Ziel: Die jungen Besucher können es Archäologen gleich tun. Die Fundfrequenz in den Sandkisten des Keltenmuseums sollte deutlich höher sein als auf dem Dürrnberg...
Grabungskisten mit Sand laden in dieser Sonderausstellung zum achtsamen Freilegen von Dingen ein, aber wie im echten Leben dürfen nur Archäologinnen und Archäologen mit Grabungserlaubnis buddeln. Also gibt es für die Kinder einen Ausweis und ein Werkzeugset.
Was die jungen Leute auch gleich mitbekommen: Das Aufstöbern in der Erde ist die eine Sache, viel arbeitsintensiver sind die folgenden Schritte. Der Fundort muss beschrieben, die Objekte dokumentiert werden, dann geht es an die Altersbestimmung, die Interpretation der Objekte. Mit dem Restaurieren ist es so eine Sache: Archäologen finden meistens kaputte Gegenstände oder nur Fragmente. Deshalb ist die Restaurierung von Objekten oft Voraussetzung für eine zeichnerische Dokumentation.
Für die jungen Besucherinnen und Besucher gilt es also die Funde zu beschriften, zu zählen und zu sortieren. Die Suche nach vergleichbaren Stücken in einem großen Bilderbuch und eine Kinderbibliothek bieten Einblicke in die Methodik der wissenschaftlichen Recherche, die einen großen Teil der archäologischen Arbeit ausmacht.
Schon mal Begriffe wie Dendrochronologie oder Stratigraphie gehört? Beides hat mit der bestimmung des Alters von Fundstücken zu tun. Unternehmungslustige Kinder kriechen wie kURt der Urge-schichte-Wurm durch die bunten Schichten.
Das Keltenmuseum Hallein will mit dieser Sonderausstellung den Familienschwerpunkt ausbauen. Der jetzt zu erprobende didaktische Ansatz soll bei geplanten Überarbeitungen im Dauerausstellungsbereich ausgeweitet werden, so dass es in allen Stockwerken des Hauses Hands-on/Minds-on Stationen geben werde, erklärt Barbara Tober, Leiterin der Kulturvermittlung im Keltenmuseum. „Im Veranstaltungsbereich lag der Fokus bereits bisher auf Kulturvermittlungsangeboten für Familien. Die Mitmachstationen sind nun vor allem für IndividualbesucherInnen als zusätzliches Angebot gedacht und zwar unabhängig von Veran-staltungsterminen.“
„Hauptzielgruppe sind Kinder von zwei bis vierzehn Jahren“, betont auch Florian Knopp, der Leiter des Keltenmuseums Hallein. „Alle Ausstellungsinhalte werden interaktiv vermittelt.“ Man hoffe natürlich, ab Herbst wieder Schulklassen und Kindergartengruppen begrüßen zu können, ergänzt der Leiter des Salzburg Museums, Martin Hochleitner.
Eine Hörstation mit keltischen Märchen lädt zum Verweilen und Zuhören ein und der Kelte Keltix erklärt, welche Zutaten in sein Lieblingsgericht gehören. Die Haustiere der Kelten warten in der Ausstellung auf Spielgefährten und keltische Kleidung kann ausprobiert werden. Zudem können die Materialien der keltischen Häuser ertastet werden.
Laut ging es her, wenn die Kelten mit Nachbarn im Clinch lagen. Ihr furchterregendes Kampfgebrüll beschreiben römische Quellen eindrücklich (die Kelten haben ja selbst keine Schriftdenkmäler hinterlassen). Und ihre Kriegstrompete, der Karnyx, tat auch seinen teil, um die Gegner zu demoralisieren. In der neuen Ausstellung dürfen Kinder in einem Streitwagenrennen testen, wer am schnellsten ist. Es kann also turbulent werden. (Keltenmuseum/dpk-krie)