Kaiser und Emanzen. Bücher und Buntglas.
TAG DES DENKMALS
27/09/19 Kaiser, Könige und Philosophen. 100 Jahre Frauenwahlrecht: Unter diesem Motto steht am Sonntag (29.9.) der Tag des Denkmals. 270 denkmalgeschützte Objekte in ganz Österreich öffnen bei freiem Eintritt ihre Tore, Veranstaltungen und Führungen vertiefen den Blick in das kulturelle Erbe. In Stadt und Land Salzburg warten besondere Highlights.
Von Heidemarie Klabacher
Kaiser und Frauenwahlrecht in einem Motto? Das bietet große Themenvielfalt: „In Stadt und Land Salzburg treten diesmal die Erzbischöfe als allgegenwärtige Herrscher in den Hintergrund“, sagt Eva Hody, Leiterin des Bundesdenkmalamtes für Salzburg. Heuer begebe sich der Tag des Denkmals in der Stadt Salzburg auf die Spuren der Habsburger und ihres ein wenig unglücklichen Sprosses Erzherzoges Ludwig Victor.
Weiters folge man den Spuren „selbstbestimmter, emanzipierter Frauen der Salzburger Geschichte im unmittelbaren Vorfeld des Frauenwahlrechtes“. Wohn- und Wirkungsstätten großer Salzburger Frauen, wie etwa der ersten Salzburger Frauenrechtlerin Irma von Troll-Borostyáni, rücken in den Fokus. Besonderes Interesse der Stadt-Salzburger wird am Sonntag (29.9.) freilich die ehemalige Rainer-Kaser in Glasenbach wecken: Das teils unter Denkmalschutz stehende Areal wurde revitalisiert und zu einem weiteren Red Bull-Sitz ausgebaut.
„In den denkmalgeschützten Objekten wurden Büros und ein Mitarbeiterrestaurant untergebracht“, so Eva Hody. „Die denkmalgeschützten Fassaden und die bestimmende Dachform der Gebäude blieben unverändert erhalten. Die Fassaden wurden unter Beibehaltung der historischen Kastenfenster, der Hölzer des Dachüberstandes und der historischen Türen in Kalktechnik instandgesetzt.“
Die Franziskaner in laden in ihre Biblioetk im ehemaligen Hoforatorium der Residenz über dem linken Seitenschiff der Franziskanerkirche. Seit 1583 haben sich rund sechzigtausend Bücher aus zwölf Jahrhunderten angesammelt. Der Sebastiansfriedhof an der Linzergasse wurde von 1595 bis 1600 im Auftrag von Erzbischof Wolf Dietrich nach dem Vorbild italienischer Campi Santi von Baumeister Andrea Bertoletto aus Como angelegt. Seit 2014 sind dort wieder Urnenbestattungen möglich. Am Tag des Denkmals zu besichtigen ist das seit Jahren nicht mehr zugängliche Mausoleum Fürsterzbischof Wolf Dietrichs.
Ein Blick auf das Programm im Bundesland Salzburg: Bischofshofen und die Filialkirche der Heiligen Primus und Felizian am Buchberg. Leogang und das Bergbau- und Gotikmuseum. Saalfelden und Schloss Ritzen. Zell am See und der Vogtturm. Werfen und die Burg Hohenwerfen. Seekrichen und sein Collegiatsstift: Das sind nur einige der attraktiven Ziele. Konzept liegt oft im Detail: In Hallein zeigt ein Buntglasfenster in der Friedhofskapelle eine Darstellung von Kaiser Franz Josef: „Ein Hinweis auf eine Zeitenwende in der Salinenstadt, auf die Eingliederung in die Monarchie 1816“, so Eva Hody. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen damals hätten bis heute sichtbare Spuren hinterlassen.
Die Buchbergkirche über Bischofshofen ist einer der faszinierendsten Bauten im Bundesland: Vor 1.000 Jahren stand dort die Burg Puechperch, zu der eine Kapelle gehörte. Im 13. Jahrhundert wurde die Burg zerstört, die Kapelle blieb erhalten. Um 1370 wurden der gotische Chor angebaut und der Westeingang erneuert. „Erst vor einigen Jahrzehnten fand man bei der Restaurierung der Außenfassade Fresken aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Sie zeigen die Heiligen Primus und Felizian an der Seite von Maria mit dem Kind“, erzählt Eva Hody. Nach der Innenrestaurierung und der Sanierung des Daches in den letzten Jahren zählt die Kirche zu den beliebten Zielen am St. Rupert Pilgerweg.
Besondere Gedenktage also liegen dem heurigen Motto Kaiser, Könige und Philosophen.100 Jahre Frauenwahlrecht zugrunde: So jährt sich der Todestag des Habsburger Kaisers Maximilian I. zum fünfhundertsten Mal: Der letzte Ritter legte mit seiner Heiratspolitik den Grundstein für den Aufstieg des Kaiserreiches zur Weltmacht. Zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen widmen sich dem Leben und Wirken von Maximilian und anderen großen Kaisern. Auch der englische König Richard Löwenherz ist eng mit der österreichischen Geschichte verbunden: Im Jahr 1192 in Wien-Erdberg gefangen genommen, wurde Löwenherz zunächst in Dürnstein festgehalten. Mit seinem Lösegeld wurde auch Wiener Neustadt – die spätere Geburtsstadt Kaiser Maximilians – erbaut. Sein Todestag jährt sich heuer zum 820. Mal.
Weiters wird heuer des 130. Geburtstages von Ludwig Wittgenstein gedacht, eines der großen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Ihm und der Philosophie widmet daher der Tag des Denkmals 2019 einen eigenen Themenschwerpunkt. Dem Frauenwahlrecht, einem Meilenstein in der Geschichte Österreichs, gilt ebenfalls nicht nur in Salzburg ein Schwerpunkt. Seine Einführung vor genau hundert Jahren war eine Folge des politischen und gesellschaftlichen Umbruchs nach dem Ersten Weltkrieg. „Das Frauenwahlrecht ist aber auch ein starkes Resultat des Engagements vieler Frauen, die sich jahrelang für Gleichberechtigung einsetzten und ihren Protest auf die Straße trugen.“
Wie immer gibt es – geographisch halt eher für die Wiener – auch eine Blickmöglichkeit hinter die Kulissen des Bundesdenkmalamtes: Die BDA-Zentrale in der Wiener Hofburg präsentiert Abteilungen für Konservierung und Restaurierung, für Archäologie oder Bautechnik, sowie eine Ausstellung mit Fotos von Josef Whla aus dem Jahr 1899 und aktuellen Aufnahmen der Amtsfotografin Irene Dworak.
Der neue Präsident des BDA Christoph Bazil erstmals zu einem „Open House“ in seine Arbeitsräume. Weitere Highlights in der „Zentrale“ sind der nur am Tag des Denkmals zugängliche Ahnensaal in der Hofburg mit einem Porträt Kaiser Maximilian I. dargestellt als Letzter Ritter und das ebenfalls exklusiv an diesem Tag zugängliche Sterbezimmer des Biedermeier-Kaisers Franz II./I.
Der Tag des Denkmals findet jedes Jahr am letzten Sonntag im September in ganz Österreich statt. Er wird seit 1998 vom Bundesdenkmalamtorganisiert und ist Österreichs Beitrag zu den European Heritage Days. Mit dem Tag des Denkmals gewürdigt wird auch das Engagement von Denkmal-Besitzerinnen und Besitzern, von Restauratoren und Expertinnen aller Fachgebiete: „Mit ihrer Leidenschaft und ihrem Engagement erhalten sie unser kulturelles Erbe und machen Denkmalschutz und Denkmalpflege für alle erlebbar.“