Der Vibrosaurus bleibt daheim nah seiner Höhle
GALERIE MAM / DIALOGE / CONSTANTIN LUSER
25/11/15 Mit der Musik hat er es, und drum kommt Constantin Luser nicht nur in Kunstausstellungen vor, sondern zum Beispiel auch im „Musikprotokoll“ des Steirischen Herbsts. Dort machte beispielsweise 2010 die Präsentation seiner „Molekularorgel“ gehörig Effekt.
Von Reinhard Kriechbaum
Was man sich darunter vorstellen muss? Eine Plastik aus Stangen und Musikinstrumenten. Sieben Tuben, 14 Trompeten, 14 Posaunen, und auf all denen konnte man wirklich spielen! Die Musiker standen rundum und bliesen in die entlang eines exakt siebenseitigen Gestänges positionierten Mundstücke.
„Es fasziniert mich der Gedanke, dass die Skulptur fertig und noch etwas anderes möglich ist“, sagt Constantin Luser über solche Objekte und schwärmt von diesem „Gruppeninstrument für 35 Leute“. Das ganze Ding war damals obendrein auf drei hydraulisch zu verlängernden Säulen montiert: „Wenn's oben ist, ist es eine Skulptur, wenn's unten ist, ein Musikinstrument.“
Das erste Mal ist die Galerie Mauroner bei den „Dialogen“ der Stiftung Mozarteum dabei und präsentiert eben Constantin Luser. Er zeigt seine Zeichnungen und schwebenden Filigrangebilde nicht nur in der Galerie in der Salzburger Residenz, sondern auch im Foyer des Großen Saals. Und das auch zur Musik von Morton Feldman.
Seinem Erfindungsreichtum scheinen keine Grenzen gesetzt: Für die „Geburt des Vibrosaurus“ hat der 1976 in Graz geborene Künstler in die archaische Felslandschaft von dem Katerloch, einer Höhle in der Steiermark, geladen. Dieses Ding hatte in etwa die Form eines Saurier-Skeletts und bestand aus dreißig Blechblasinstrumenten.
„Musik ist mir wichtig, weil sie im Gegensatz zu einer Zeichnung eines der unmittelbarsten Medien ist, so Constantin Luser in einem vom „Steirischen Herbst“ gedrehten Video, das man auch auf Youtube anschauen kann. Es sei „interessant, die Musik mit etwas festem zu verbinden“. Aus Schellentrommeln hat Constantin Luser einmal eine Art Iglu gebaut, als Haus für allerlei Trommeln. Das „Rotationsquintett“ ist eine Blasminstrumentenskulptur, die auf einem Ringelspielpodium montiert und deshalb drehbar ist.
Klang und Materie in unerwarteter Symbiose jedenfalls. In Salzburg sind nun aber vor allem zarte Geflechte aus Messingdraht zu sehen, die wie von Zauberhand bewegt scheinen. Und Zeichnungen, denn das ist auch ein wichtiges Metier von Luser. Über Jahre hat er gezeichnete Tagebücher geführt. Die bewegten Objekte, feine Draht-Skulpturen, greifen ideen aus den Zeichnungen auf und führen sie weiter.
„In seinen fragilen Zeichnungen und Skulpturen scheint Luser die Dimensionen von Raum und
Zeit außer Kraft zu setzen“ erklärt der Galerist Mario Mauroner. Seine Zeichnungen „ähneln computergenerierten Bildern, die sorgfältig von Hand auf Wände gezeichnet sind. Sie gleichen Mindmaps, die freien Assoziationen folgen, und sind gewissermaßen 'geographische Umsetzungen von Gedanken' in Worten, Chiffren, Symbolen, abstrakten und figurativen Elementen, die sich in komplexen Liniengefügen vereinen.“
Constantin Luser stellt zum ersten Mal in der Galerie MAM aus. Dort war, quasi als Appetitmacher am vergangenen Sonntag (22.11.) Nachmittag auch Musik zu hören: Das oenm spielte in dem anregenden Galerie-Ambiente Morton Feldmans Zweites Streichquartett. Das kann bekanntlich mehrere Stunden dauern, muss es aber nicht. Am kommenden Sonntag (29.11.) um 11 Uhr wird diese Musik-Performance in der Galerie wiederholt, wiederum bei freiem Eintritt.
Constantin Luser, der in Wien und Graz arbeitet, studierte unter anderem an der Fachhochschule Graz Industrial Design, danach an der Angewandten in Wien Konzeptkunst und „Visuelle Medien“ bei Brigitte Kowanz.