Im Garten der Zen-Lüste
KÜNSTLERHAUS / AA BRONSON
22/09/15 Der kanadische Künstler AA Bronson gestaltete im Salzburger Künstlerhaus einen Garten der besonderen Art. Beifuß ist zu sehen - und zu riechen.
Von Werner Thuswaldner
AA Bronson ist ein Künstler, der hauptsächlich in Toronto und in Berlin tätig ist. Aber auch in Wien hatte er schon mehrmals zu tun. Jetzt zeigt er im Salzburger Künstlerhaus eine außergewöhnliche Ausstellung. Parallel dazu eröffnet das Grazer Künstlerhaus am 26. September eine Schau von AA Bronson.
Er lebte in den sechziger Jahren in einer Kommune und war es gewohnt, bis in die neunziger Jahre im Kollektiv zu arbeiten. Sein Interesse gilt – pauschal ausgedrückt – Phänomenen außerhalb der Normalität. Er befasste sich mit Gestalttherapie und betätigt sich auch als Gesprächstherapeut.
Die Salzburger Ausstellung ist etwas für die Augen, für die Ohren, aber auch für die Nase. Für die Nase? Ja, es duftet im Saal ganz wunderbar. Der Geruch kommt von dem Gewürz, das auf großer Fläche den Boden bedeckt. Es ist Beifuß, ein magisches Kraut. In der Küche wird der Beifuß zum Würzen fetter, schwerer Fleischgerichte verwendet. Mit einem Gürtel aus Beifuß konnte der germanische Donnergott seine Kraft verdoppeln.
Auf die magische Wirkung des Beifußes kommt es auch dem Künstler AA Bronson an, der im Künstlerhaus einen „Garten“ gestaltet hat. Dabei hat er sich der Mitwirkung anderer Künstlerinnen und Künstler versichert. Bronson, der viel von erweitertem Bewusstsein und spirituellen Erfahrungen hält, habe, wie er erzählt, vor dem Beginn seiner Salzburger Arbeit viel meditiert. Unter anderem in Bezug auf die Hexen, die man im Lauf der Geschichte in Salzburg verbrannt hat. Hexen schätzten den Beifuß übrigens sehr. In Bronsons Garten ist zu sehen, dass auch eine skandinavische Rehfamilie den Beifuß mag. Leider sind die niedlichen Tiere nur ausgestopft.
Das Auffälligste im Garten ist ein rotweißrot gestreiftes Zelt, eigentlich ein Pavillon. Bronson möchte, dass sich das Publikum an ein Abendkleid erinnert fühlt. Geheimnisvoll ist das „Bauwerk“, in dem ein Stern von der Decke hängt, allemal. Es weckt Neugier und eignet sich für kleinere Vorführungen. Alle Elemente in diesem „Garden of Earthy Delights“, wie Bronson ihn nennt, haben eine Bedeutung, die über ihre äußere Erscheinung hinausweist. So auch das kleine Aquarium in Form einer chinesischen Vase, in der zwei besondere Goldfische schwimmen. Ebenso das Mandala, ein geometrisches Schaubild mit Rosenblättern. Geschaffen hat es die Amerikanerin Chrysanne Sthathacos, die über viel Insiderwissen über den Buddhismus verfügt. Sein Garten spielt auf den „Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch an, aber auch auf einen Zen-Garten. Man glaubt im hingestreuten Beifuß Zenmuster erkennen zu können.
Im Kabinett des Künstlerhauses ist am Beispiel einer Arbeit, an der Bronson und der Amerikaner Keith Boadwee gemeinsam mitgewirkt haben, zu sehen, dass Leinwände nicht bloß mittels eines Pinsels bemalt werden können. Es ist auch möglich, sie mit Farbe anzuschütten, aber auch farbige Ausscheidungen des Menschen können im Zug einer sonderbaren Aktion zum Einsatz kommen.