… weil immer mit Geräusch verbunden
GALERIE IM TRAKLHAUS / LÄRM
30/07/15 Um Ton, Klang und Musik in der bildenden Kunst geht es in der Sommerausstellung in der Landesgalerie im Traklhaus. Aber was für ein subversiver Titel: Lärm! Christian Ludwig Attersee ist drauf gekommen.
Von Reinhard Kriechbaum
Natürlich ist es Augenzwinkern, denn ein genaues Hinhören bestätigt: Die Lärmentwicklung ist ganz gering. Nicht nur deshalb, weil die echten Ton-Künstler in der Minderzahl sind. Am ehesten könnte man Chris Jankes Installation in die Kategorie „Lärm“ einordnen. Er hat einen nicht mehr benötigten WC-Raum im Traklhaus in ein kleines Tonstudio verwandelt, wo die Energie einer E-Gitarre mittels Trafos hochgeschraubt wird, so dass es kreischt und gar ein Flämmchen züngelt.
Viel feinsinniger geht Florian Gruber vor, der auf eine sich drehende kleine Kiste zwei Fühler mit Ultraschall-Lautsprechern montiert hat und damit ein sanftes Akustik-Flimmern im Raum erzeugt. Bernhard Leitner, von dem unlängst eine große Installation in der Kollegienkirche zu sehen war, hat im Traklhaus einen Regenschirm mit kleinen Lautsprechern aufgespannt. Man kann sich drunterstellen und wird dann von zarten Synthetik-Tönen „beregnet“. Eher dumpf klingt es, wenn man eine Elektrode und gleichzeitig das große Drehkegel-Objekt von Daniel Wetzelberger berührt. Diese Skulptur besteht aus feuchtem Ton, leitet also Elektrizität – und deshalb kann man drauf „spielen“.
Von selbst klingt der „Turm von Babel“, den Martin Lerch im Hof aufgebaut hat, aus ungefähr dreihundert alten Radios, Plattenspielern, Tonbändern und Lautsprechern. „Es geht um Sprachenverwirrung“, erzählt der Turmbauer (der auch Schmuckkünstler ist). „Die zwischenmenschlichen Beziehungen haben sich auch mit modernen Kommunikationsmitteln nicht verbessert.“ Wie wahr.
Mit sehr vielen Arbeiten ist Gerhard Rühm vertreten: Der Alt-, Uralt-Meister hat ja zahllose Werkfolgen rund um Sprache und Musik gemacht, er hat beispielsweise Notenblätter für Zeichnungen und Graphiken hergenommen oder aus alten Notenblättern witzige und hintersinnige Collagen gemacht. Auch das Erotische spielt bei Rühm latent eine Rolle. Christian Ludwig Attersee gehört unterdessen auch zu den älteren Semestern. „Wettermusik“, „Haigeige“ - solche Titel fallen ihm, dem bildnerisch opulenten Märchenerzähler, zum Thema Musik ein. Vier große Ölbilder sind zu sehen.
Galerie-Leiterin Dietgard Grimmer hat sich für die Ausstellung umgesehen, was sich in den Bild-Beständen des Landes findet und hat natürlich einiges entdeckt. Etwa eine kleine „Don Giovanni“-Bronze von Meta Mettig, Ironische von Deutschbauer/Spring. Eine Fotoarbeit von Heinz Cibulka aus den frühen achtziger Jahren erinnert daran, dass es mal in Rauris „Malertage“ gegeben hat. Reinhard resch hat der Popsong „my bonnie is over the ozean“ zu einem bestickten Riesenpolster inspiriert. Alles in allem sind zwanzig Künstlerinnen und Künstler in der anregenden Schau vertreten.
Aber so richtig lustig wird’s ja doch erst, wenn man etwas zu schauen und zu hören bekommt. Hans Pollhammer hat ein Papierschiffchen in einen seiner Wunderkoffer montiert (Brigitte Bardot singt dazu). Barbara Musil hat Bühnenauftritte von Tenören zu einem Video zusammengeschnipselt, so dass die gesungen Töne die Melodie von „Hänschen klein“ ergeben. Ein netter Kontrast zu den großartigen Bühnengesten.
Ach ja, Fremde sind in Salzburg bekanntlich nur als Touristen gern gesehen. Das war früher nicht anders. Das „Türkenstechen“ (das große barocke Fresko im Felsenreitschul-Foyer) zeugt von wenig sensiblem Umgang mit dem Fremden. Franz Kapfer lässt die aufgespießten Türken-Köpfe auf die Decke projizieren, dazu hört man Mozarts „Rondo alla Turca“.