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Wie „heilig“ ist das Menschenbild?

SALZBURG MUSEUM / TEUTLOFF MEETS ARS SACRA

10/05/13 Wie sieht die „Schöne Madonna“ unserer Tage aus? Für ihre Videoarbeit „Classic Artificial Beauty“ hat Micha Klein mittels einer Morphing-Software künstliche „Schönheiten“ ineinander fließen lassen. Vielleicht ist neue Videokunst und „Ars sacra“ gar keine so skurrile Kombination, wie man aufs Erste glauben möchte.

Von Reinhard Kriechbaum

025Ist das TV-Gerät der Herrgottswinkel unserer Tage, ein Fetisch im Wohnzimmer? Das Gesehene packt wohl den ganzen Menschen: Das sieht man jedenfalls in der Videoarbeit „Kinderportraits“ von Simone Häckel. Da sitzen jedenfalls die Kinder, atmen unregelmäßig, schauen ernst: Das Gesehene bannt sie sichtlich. Können sie gebotene Distanz halten zu dem, was ihnen da virtuell vorgesetzt wird? Misstrauen ist am Platz.

Mit neun Videoarbeiten von Tracey Emin, Simone Häckel, Gary Hill, Micha Klein, Sigalit Landau, Bjørn Melhus, Osvaldo Romberg, Una Szeemann und Peter Weibel ist die international renommierte Sammlung Teutloff zu Gast im Salzburg Museum in der Neuen Residenz. Und zwar in besonderer Form: Die Sammlung Teutloff tritt in einen Dialog mit der Ausstellung „Ars Sacra“, die einen Einblick in die mittelalterlichen Kunstschätze des Museums gibt.

026Die Spiritualität einer Epoche spiegelt sich wohl zu jeder Zeit und in jeder Gattung der Kunst. So ist die Kombination aus gotischer Kirchenkunst und Video unserer Tage vielleicht auf den ersten Blick befremdlich (und soll wohl auch befremden), aber doch ganz und gar nicht absurd. Das Menschenbild steht oft zur Diskussion: „Venus im Pelz“ hat Peter Weibel, einer der Videokunst-Urväter in Österreich, eine Reigen von Frauenbildern aus der Kunstgeschichte genannt, der mit Cranachs „Quellnymphe“ beginnt. Das Videomorphing zeigt die Zeitgebundenheit dieser allesamt von männlichen Künstlern entworfenen Vorstellungen von Weiblichkeit.

027Dieses Bild zielt auf Schönheit hin. Damit hat Sigalit Landau, eine Künstlerin aus Israel, ganz und gar nichts am Hut. Sie zeigt uns in „Barbed Hula“ sich selbst als weiblichen Torso. Sie tanzt am Strand Hula-Hoop. Doch der Reifen schwingt nicht geschmeidig um die Hüften, denn er ist aus Stacheldraht und hinterlässt blutende Spuren auf der Haut! „Der Meeresstrand ist die einzige ruhige und naturgegebene Grenze, die Israel hat“, erklärt die Künstlerin die Botschaft über eine Lebenssituation, bei der allemal mit Gewalteinflüssen von außen zu rechnen ist.

024Kommunikation in Form einer Kunstsprache findet statt in einer Videoarbeit von dem Amerikaner Gary Hill, vor der im Bild links Martin Hochleitner (der Direktor der Salzburg Museums) und der deutsche Videokunst-Sammler Lutz Teutloff posieren. Es ist eine Performance aus dem Jahr 1985, in der die Dichtern George Quasha und Charles Stein in einer Art musikalischer Improvisation sprachliche Partikel zu einer Urform menschlicher Kommunikation aneinander fügten.

„Teutloff meets Ars Sacra“. Bis 26. Jänner 2014 im Salzburg Museum – www.salzburgmuseum.at
Bilder: Salzburg Museum / Sammlung Teutloff

 

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