Geistesfrische
GALERIE ALTNÖDER / GUGGING & KUBIN – EINE BEGEGNUNG
02/04/12 Die Galerie Altnöder versteht sich als Ort für Alfred Kubin. Zum 135. Geburtstag richtet Ferdinand Altnöder dem Zeichner und Literaten des Düsteren und Schaurigen eine kleine Gedächtnisausstellung aus – konzeptuell erweitert um eine Reihe von „art brut“-Künstlern aus Gugging.
Von Ulrike Guggenberger
Der Schwerpunkt der Galerie mit Alfred Kubin hängt gleichzeitig mit der Vorliebe des Galeristen zur österreichischen Zeichnung zusammen. So finden sich im Ausstellungsprogramm sowie in der Sammlung seit Jahren Vertreter des Freundeskreises von Kubin wie Anton Steinhart oder Margret Bilger. Zeitgenössisch etwa Siegfried Anzinger, der, so ist Altnöder überzeugt, von Kubin beeinflusst war. Die Kubin Sammlung wurde aus Nachlässen zum Beispiel von Herzmanovsky-Orlando oder Emmy Haesele zusammengetragen.
Kubin, der in der Nationalsozialistischen Zeit verpönt, aber nicht verfolgt war, war Zeit seines Schaffens als bildender Künstler, Literat und manischer Briefeschreiber in der Kunstszene anerkannt. So wurde er im Blauen Reiter publiziert und stellte in der Avantgarde Galerie Cassirer aus. In der aktuellen Präsentation Alfred Kubins sind Papierarbeiten als Aquarelle, Tusche, Bleistift- und Farbstiftzeichnungen zu bewundern. „Tiger“, „Kriegsszene“, „Der Wassermann“, „Das Irrenhaus Seekönig“, „Die Spieler“ – das sind einige bekannte Titel, die im Entrée der Galerie hängen. Kubin schätzte die Spritztechnik, im Alterswerk ab 1948 wurde sein Strich fahriger.
Im Hauptraum hängt nun Kunst aus Gugging. Johann Hauser, Oswald Tschirtner, Johann Fischer, August Walla, Johann Garber sind ebenso präsent wie weniger namhafte Kollegen. Ab 1945 sammelte Jean Dubuffet weltweit Werke von Künstlern, die abseits des Kunstbetriebes standen. Er begegnete ihnen in psychiatrischen Kliniken. Für ihr Kunstschaffen prägte er die Bezeichnung „Art Brut“. Dubuffet verlangte als Qualitätskriterien: Originalität, Spontaneität, Kraft des Ausdrucks, Erfindungsgabe. Diese Kriterien treffen auch auf die oben genannten Gugginger Künstler zu. Auch Alfred Kubin äußerte sich in der Zeitschrift „Das Kunstblatt“ unter dem Titel „Die Kunst der Irren“ hoch positiv über deren bildende Werke und dachte nach über einen Raum für eine ständige Ausstellung: „Dann könnte von dieser Stätte, wo gesammelt wurde, was Geisteskranke schufen, Geistesfrische ausströmen“.