Skulpturen aus dem klassischen Baukasten
GALERIE ALTNÖDER / OTTO EDER
22/02/12 Ein neues Original von einem Künstler der seit dreißig Jahren tot ist? Im Bereich der Skulptur geht das, ganz legal. Der Salzburger Galerist Ferdinand Altnöder hat Otto Eders Nachlass-Rechte, und dazu gehört auch, von den Plastiken Bronzeabgüsse machen zu lassen.
Von Reinhard Kriechbaum
Natürlich dürfte man das nicht inflationär betreiben, man würde sich selbst den Markt verderben. Ferdinand Altnöder ist klug genug, jeweils nur eine streng limitierte Zahl von Plastiken aufzulegen. Aber immerhin: Wer klassische Skulpturenkunst aus Österreich sucht, kann bei Werken von Otto Eder aus dem Vollen schöpfen.
Fritz Wotruba wusste, auf wen er großmächtig eifersüchtig war. Er hatte den Kärntner Otto Eder 1948 in seine Klasse an der Wiener Akademie der Bildenden Künste aufgenommen. Doch der Schüler begann schnell eigenständig zu schaffen. Eder erfand den Typus „Dübelplastiken“: Fundstücke aus Holz hat er nur leicht überarbeitet und zu neuen, heute klassisch anmutendenden Körpern zusammengesetzt. Eder habe „aus Trümmern ein neues Menschenbild“ geschaffen, erklärt Ferdinand Altnöder. Otto Eder hat die gedübelten Holzobjekte dann in Beton gegossen.
Es wird berichtet, dass Henry Moore solche Dübelplastiken im Hof der Akademie gesehen und vor Fritz Wotruba gelobt habe. Da war’s um die Harmonie zwischen Lehrer und Schüler geschehen. Wotruba ließ eine der Dübelplastiken zerstören und bald flog Otto Eder überhaupt von der Akademie.
Anschaulich die umfängliche Ausstellung jetzt bei Altnöder: Das Ringen um die Form beschäftigte Otto Eder permanent. Wie sonst sollte man sich erklären, dass er sogar auf Zigarettenschachteln der Marke „Austria 3“ Ideen festgehalten hat? Solche Papiere wurden auf Bögen aufgeklebt und gerahmt. Zeichnungen, Aquarelle, auch ein Ölbild spiegeln gleichsam Eders plastische Vorstellungen im Zweidimensionalen.
Otto Eder war, was Proportionen betrifft, ganz auf der Linie der klassischen griechischen Bildhauerei. Harmonie und Ausgewogenheit war ihm eine Maxime. Im Lauf der Zeit fand der Künstler zu eiförmigen „Bausteinen“ aus denen er die liegenden und stehenden Figuren aus Holz, Stein und Beton zusammensetzte. Zwischen Fritz Wotruba, Bruno Gironcoli und Rudolf Kedl nimmt Otto Eder einen zentralen Platz in der österreichischen Bildhauerei ein. Zu Kedl gibt es eine besonders starke Wesensverwandtschaft.