Das fotografierte "Atterselbst"
MdM RUPERTINUM / ATTERSEE
01/07/11 Als Maler ist Christian Ludwig Attersee eine feste Größe in der österreichischen Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Doch wovon erzählt der Künstler als Fotograf? "Attersee schön wie seine Bilder" heißt eine Ausstellung im MdM Rupertinum.
Eine mutige Übermalung kann es sein, und das fotografische Selbstbildnis auftauchen hinter dem erzählfreudigen bunten Motivgewirr, das den Bildgeschichten-Erzähler Christian Ludwig Attersee auszeichnet. Oder er tritt uns als Schauspieler entgegen, der Posen zum Beispiel aus der Werbung oder der leicht anrüchigen kunstgewerblichen Fotografie nachstellt und ironisiert.
Wie auch immer: Die Fotografie ist für Attersee ein wichtiges Medium, doch in diesem Bereich wird er deutlich weniger stark wahrgenommen, denn als Maler. Da öffnet sich also im MdM Rupertinum ein durchaus neuer, eigenwilliger Blick auf den Künstler.
Anders als im Wiener Aktionismus geht es Attersee nicht um den verletzten, malträtierten Körper, sondern um die eigene physische Schönheit und deren erotische Inszenierung. Zur Verstärkung, „Verbesserung“ und Akzentuierung bestimmter Körperteile oder Körpermerkmale entwickelt Attersee seine „Prothesen“ und Körperobjekte, die er selbst anzieht, sich umschnallt oder an sich präsentiert. Die resultierenden Fotos sind Momentaufnahmen einer Selbststilisierung, in der der Künstler zum Protagonisten seiner eigenen Performance wird.
Christian Ludwig, 1940 in Preßburg dem heutigen Bratislava in der Slowakei geboren, kam mit seinen Eltern im Kindesalter nach Österreich und verbrachte seine Jugend in Aschach an der Donau, in Linz und am Attersee.
Er machte sich einen Namen als hervorragender Segler und nennt sich seit 1966 ausschließlich Attersee - das ist auch eine Huldigung an seinen geliebten Segelsport.
Schon bald sind fotografische Bilder - teils Motive aus Zeitschriften und Werbebroschüren, teils Fotos der eigenen Person - als „Wetterbilder“ in sein künstlerisches Werk gekommen. Die Selbst-Schau, das eigene Porträt, die Bilder von Attersees Schönheit und das „Atterselbst“ sowie seine gekonnten Arrangements rund um die eigene Person sind die Motive seiner Foto-Zyklen der 1970er Jahre.
Seit den 1980er Jahren greift Attersee gezielt auf vorhandene Fotos der eigenen Person zurück, er bindet sie ein in komplexe malerische Arbeiten. Und er überarbeitet und übermalt auch gerne Porträts, die auf den Fotobildnissen von Kurt-Michael Westermann basieren. (MdM/dpk-krie)