Raus aus den Netzwerken?
HINTERGRUND / SOMMERAKADEMIE BILDENDE KUNST
12/07/24 Die interimistische Leiterin der Internationalen Sommerakademie für bildende Kunst, Martina Berger-Klingler, und die Leiterin der Kulturabteilung des Landes, Eva Veichtlbauer, sind spürbar bemüht zu kalmieren. Es ist ja erst ein Monat her, dass man sich von der Sommerakademie-Leiterin Sophie Goltz trennte.
Von Reinhard Kriechbaum
Einvernehmlich sei man auseinandergegangen, so wurde mehrmals betont in einem Pressegespräch heute Freitag (12.7.). Und dazu gesagt, dass diese Formulierung eben so ausgemacht worden sei. Dass sogar einmal das Wort „Pokerface“ fiel, lässt ahnen, dass das Verhältnis zu der im Umgang etwas spröden ehemaligen Sommerakademie-Chefin so toll nicht war. Wie auch immer: Das diesjährige Programm hat weitestgehend Sophie Goltz verantwortet. Sie hat sehr auf Außenwirkung gesetzt, mit Konzeptkunst zum Motto School of Listening wird man in diesem Sommer vom Rupertinum über die Landesgalerie im Traklhaus bis zum Zwerglgartenpavillon konfrontiert, dazu gibt es das übliche Programm an Open Studios, Vorträgen und dergleichen.
Das hat Sophie Goltz nicht erfunden, ihre Vorgängerin als Sommerakademie-Leiterin, Hildegund Amanshauser, hat in diese Richtung schon sehr viel unternommen. Sie war die entschieden bessere Kommunikatorin.
Wie es jetzt weiter geht? Eva Veichtlbauer, die als Leiterin der Kulturabteilung mit der Nachbesetzung konfrontiert ist, sagt auf Nachfrage, dass man sich „Zeit nehmen wird für die Ausschreibung“. 2025 werde jedenfalls noch Martina Berger-Klingler interimistisch die Sommerakademie leiten. Sich Zeit zu lassen ist wahrscheinlich eine gute Idee, nicht zuletzt um zu lernen aus der nicht so glücklichen Wahl der letzten Leiterin der Sommerakademie. Eva Veichtlbauer verweist auf die „geltenden Objektivierungsrichtlinien des Landes“, die freilich schon damals gegolten haben.
Viel hängt davon ab, welche Expertinnen und Experten man für die Findung neuer Kandidatinnen und Kandidaten heranzieht. Da gibt es ja – das gilt generell für einschlägige Postenbesetzungen in ganz Europa – ganz eng geknüpfte Netzwerke: Bestens miteinander vernetzte Kuratorinnen (der Job ist fest in weiblicher Hand, es gibt bestenfalls Quoternmänner) sorgen nicht nur für eine fast ausschließliche Orientierung an Konzeptkunst, sondern auch fürs gezielte Weiterkommen im eigenen Kreis. Die Kür von Sophie Goltz war dafür ein Musterbeispiel. Ob es wohl gelingen könnte, aus diesen Insiderzirkeln auszubrechen?
Die Sommerakademie heuer in Zahlen: Achtzehn Kurse gibt es siebzehn davon auf der Festung, einer im Untersberg-Steinbruch in Fürstenbrunn. Nach derzeitigem Stand sind 255 Studierende aufgenommen, davon 95 Stipendiatinnen und Stipendiaten. 426 Leute haben sich um die Stipendien beworben.