Beinah aus dem Gleichgewicht?
GALERIE 5020 / PARADOXIEN DES INSTABILEN
24/08/10 Die aus verzinktem Stahlrohr konstruierte, frei zur Benützung im Raum stehende Hollywood-Schaukel von Cäcilia Brown verschaukelt den Besucher: "Es bleibt weiterhin schwierig." Im Schwebezustand balancieren? Wie gehen wir mit dem Bewusstsein beständiger Unbeständigkeit um?
Von Ulrike Guggenberger
Die Künstlerinnen und Künstler in der Galerie 5020 gehen das Thema „Paradoxien des Instabilen“ jedenfalls spielerisch an. Materiell-stofflich, distanziert beobachtend, intellektuell, technoid, wird von Johanna Kirsch, Gabriele Edlbauer Jörg Obergfell, Hans Halb, Julia Hohenwarter, Bernd Oppl, Andrew Phelps, Beate Terfloh, Cäcilia Brown, Billy Roisz als Herausforderung formuliert: Das Approbierte sucht und huldigt der goldenen Mitte. Das Empirische hingegen konzentriert sich nicht auf die Ausgewogenheit der Mitte, sondern auf das "kurz Davor und das kurz Danach". Auf dieser Folie sind die in der Galerie 5020 ausgestellten zu Arbeiten zu lesen.
Nun könnte man weiter sinnieren: Trifft die zugleich wahre und falsche Aussage der Paradoxie denn auf Instabilität zu? Unter instabil findet sich unter anderem im Lexikon: Flatterschwingung bei Flugzeugtragflügeln, bei Hängebrücken und schlanken Bauwerken. Überschreitungen, Übergänge, Unbeständigkeit, eines Zustandes lassen sich mit Szenerie und Produktion der gezeigten Arbeiten in Verbindung bringen.
Instabil materialisiert in Julia Hohenwarters betretbarer Arbeit „Catwalk“. Eine sinnlich, körperlich nachvollziehbare Überschreitung. Immateriell – konkret: mittels Übergänge und Schwingungen im Video „Close your Eyes“ (Billy Roisz). „Point of View“ (Bernd Oppl) vermittelt irritierend visuell arrangierte Prozesse innerhalb eines medialen Raummodells. Als zartes Liniengeflecht, zugleich wahr und hinterfragend zeichnet „Graph 3“ (Beate Terfloth) die interpretierende Übersetzung eines mathematischen Denkmodells auf.
Mit instabilen Veränderungen in verlassenen Räumen beschäftigt sich Andrew Phelps, Jörg Obergfell greift die sich nach Luftverhältnissen und Standort orientierende Flagge auf, Paradoxien in Produktion und Schaffensprozess macht Gabriele Edlbauer handgreiflich und Hans Halb rückt „...die sonst so missachteten Ränder“ in den Mittelpunkt (Zitat: Hildegard Fraueneder). Am Rande der Balance bewegen sich in Johanna Kirschs Diaprojektion von Kränen und schweren Frachten im Industriehafen Antwerpen.
Bei Peter Herbstreuth findet sich die Aussage „...dass in Bewegung nichts zu halten ist“ - eine der vielen möglichen Konklusionen der Ausstellung. Wäre nun unbewegte Stabilität mit Starre gleichzusetzen?
Insgesamt ein Thema, wie zugeschnitten auf die Galerie 5020 - setzt man sich hier doch quasi per se mit zuwiderlaufenden Fragestellung auseinander.