Vom Schnitzelklopfen zum Eventplanen
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29/06/23 Sacher und Apropos. Straßenzeitung und Luxushotel. Wenig Überschneidung bei Menschen und Anliegen? „Unvermutet naheliegend“ ist das Gegenteil. Emma Nowak und Esther Krautner gaben zusammen mit 17 weiteren Lehrlingen des Hotel Sacher den Anstoß zu einer Fotoausstellung in der Sacher Bar. Im Bild – 15 Apropos-Verkäuferinnen und Verkäufer inmitten ihrer Geschichten.
Von Heidemarie Klabacher
„Wir haben die Aufgabenstellung bekommen, uns ein Lehrlingsprojekt zu überlegen, das einen sozialen Zweck hat. Voriges Jahr haben Lehrlinge Kekse gebacken und verkauft. Das war uns irgendwie zu wenig“, sagt Esther Krautner im Titel-Interview mit Chefredakteurin Michaela Gründler in der aktuellen Ausgabe von Apropos, die ab Montag (3.7.) verkauft werden wird. Deren Motto: Perspektivenwechsel.
Esther Krautner „quatscht“ gern mit den Apropos-Verkäuferinnen und Verkäufern, wünschte sich, diese ein wenig näher kennenzulernen und „ihnen die Möglichkeit zu geben, zu zeigen, wer sie sind“. Vom negativen Bild, dass viele Passanten von armen Menschen hätten, sollte der Blick auf die „Lebensgeschichten dahinter“ gelenkt werden.
Geplant war ursprünglich, für einen Abend Aprops-Verkäuferinnen und Verkäufer einzuladen, ihnen im Sacher eine Bühne für ihre Lebensgeschichten zu geben und in den Austausch mit Sacher-Gästen zu kommen. „Der Küchenchef, der uns beim Projekt direkt betreut, hat gesagt, wenn wir das machen möchten, dann müssen wir etwas Großes kreieren, das einen Nachhall hat. So ist die Idee einer Ausstellung in der Sacher-Bar entstanden“, erzählt Esther Krautner im Apropos-Titel-Interview. Beteiligt waren Lehrlinge aus Küche, Service, Housekeeping und Rezeption.
„Es war ein gutes Gefühl“, erzählt Emma Novak im Apropos Titel-Interview, „aus dem Arbeitsalltag auszubrechen und sich neuen Herausforderungen, über den typischen Lehrlingsalltag hinaus, zu stellen. Vom Schnitzelklopfen zum Eventplanen. Zu erfahren, dass wir etwas bewirken können, weil die Leute uns zuhören, hat mir sehr viel Zuversicht gegeben. Wir haben gelernt, mit Leuten zu reden und Dinge bis ins Detail zu planen.“
15 Verkäuferinnen und Verkäufer wurden fotografiert, die Apropos-Schreibwerkstatt hat Texte zum Thema „Perspektivenwechsel“ geschrieben. Zusammengearbeitet wurde mit dem Fotografen Michael Preschl, der die Idee hatte, „die Geschichten und Gesichter der Verkäuferinnen und Verkäufer in Form einer Collage zusammenzubringen“, berichtet Emma Nowak. „Auf dem jeweiligen Bild ist der Verkäufer zu sehen, der inmitten seines Textes steht. Es ist das Bild, das zuerst catcht und im Kopf bleiben soll. Da der Text auf der Collage nur eine Andeutung ist, ist er zum genaueren Durchlesen noch extra unter dem Bild angebracht.“
„Das renommierte Luxushotel Sacher Salzburg und die Salzburger Straßenzeitung Apropos trennt vieles, verbindet aber auch einiges“, sagt Apropos Chefredakteurin Michaela Gründler. Beide Institutionen seien untrennbar mit Salzburg verbunden.
„Wer über die Schwelle tritt, wird sowohl da als auch dort freundlich begrüßt und bekommt Einblick in nicht alltägliche Welten.“ Die Lehrlinge „wollen mit ihrem Projekt überraschen und Raum geben für Gegensätzliches und Verbindendes“, die Ausstellung wolle Einblicke in andere Welten geben, zum Nachdenken anregen und Berührungsängste reduzieren.
Der Ur-Gedanke eines Gesprächs von Apropos-Verkäuferinnen und Verkäufern mit Sacher-Gästen ist nicht verloren gegangen: Die Vernissage am Mittwoch (28.6.) war ein Event mit 250 Gästen, dessen Durchführung, wie das Gesamtprojekt, von der Sacher Geschäftsfühung volle Unterstützung gefunden habe: „Wir sind dafür auch teilweise von unserer Arbeit freigestellt worden, um beispielsweise bei den Fotoshootings dabei sein zu können“, so Esther Krauner. Wichtig sei ihnen gewesen, zur Vernissage nicht nur Sacher Stammgäste einzuladen, sondern auch Hoteliers aus Salzburg und Umgebung, „damit sie vielleicht künftig ihren Lehrlingen auch die Chance geben, solche Projekte zu gestalten“.
Zitate aus dem Apropos-Titelinterview mit freundlicher Genehmigung von Chefredakteurin Michaela Gründler
Ausstellung „Perspektivenwechsel“ – bis 15. Juli in der Sacher Bar des Hotel Sacher Salzburg
Bilder: Michael Preschl Photography