Nicholas Ofczarek und die Knochenmänner
LEICA GALERIE / PETER RIGAUD
25/07/10 Bei der Premiere heute, Sonntag (25.7.) wird es Nicholas Ofczarek ganz gewiss nur mit einem Tod zu tun bekommen - aber geübt scheint er ganz intensiv zu haben. Peter Rigaud hat den neuen Jedermann jedenfalls heuer im Frühjahr in einem Gruppenbild mit Skeletten porträtiert.
Von Reinhard Kriechbaum
Aber ein Tod ist ja auch genug, man sollte nicht übertreiben. Ulrich Tukur zum Beispiel gibt sich mit einem Totenkopf zufrieden, wie es einem Hamlet wohl ansteht. Obwohl dieser Schädel auf einem Porzellanteller liegt, wirkt er gegen die Knochenmenge rund um Ofczarek beinah armselig. Auch Jan Fabre bekam es mit Skeletten zu tun, als er 2007 in Salzburg war. Peter Rigaud hat den belgischen Maler und Theatermenschen in der Felsenreitschule fotografiert.
Die Leica-Galerie am Mirabellplatz widmet Peter Rigauds Porträts von Künstlerinnen und Künstlern eine Ausstellung, die schon einige Wochen lang läuft und noch einige Tage (bis 3. August) mit der Festspielzeit überlappt. Das ist fein, denn wann, wenn nicht in diesen Tagen ist das Sensorium für Künstler-Promis besonders groß?
Natürlich sehen wir nicht nur Nicholas Ofczarek, sondern auch die neue Buhlschaft. Birgit Minichmayr hält uns ihren frechen Rotschopf vor der Konstruktions-Rückseite irgend einer Dekorationswand entgegen. Es ist naheliegend, sie als Fotograf irgendwo im Theater oder am Filmset zu besuchen. Schließlich hat die Vielbeschäftigte wenig Freizeit.
Genaue Beobachtungsgabe und das Bemühen, in den Aufnahmen auch etwas von der Wesensart der Porträtierten zu übermitteln zeichnet so manchen guten Fotografen aus. Bei Peter Rigaud kommt noch ein deutlicher Hang zur Ironie dazu. Und wo es fruchtet lebt Rigaud sogar pointierteren Witz aus. Rolando Villazon hat es in die Perücken-Abteilung im Operndepot verschlagen. Zwischen all den Holzköpfen macht sich der Sänger höchst dekorativ. Ein Schelm, wer zwischen den Begriffen Holzkopf und Tenor Verbindungen zieht!
Angeblich sind die Fotos nicht gestellt, sondern Momentaufnahmen. Was mag Erwin Wurm im Naturhistorischen Museum getrieben haben? Er liegt ausgestreckt auf dem Fußboden, zwischen den Antik-Schaukästen, die mit "Dickhäuter" angeschrieben sind. Gruppenbild mit Nashörnern - und wenigstens nicht Selbstporträts als Essigkurgerl, wie sich Erwin Wurm zur Zeit gerade im Museum der Moderne auf dem Mönchsberg seinem Publikum offeriert.
Der österreichische Dokumentarfilmer Ulrich Seidl geht, wollen wir mal annehmen, aus rein beruflichen Gründen gerade im Bordell um. Viel subtiler natürlich Isabelle Hubert und Elfriede Jelinek: Die beiden Damen sind in aller dünnhäutigen Distanziertheit abgebildet.
Peter Rigaud ist 1968 in Salzburg zur Welt gekommen und hier aufgewachsen. Es ist die erste Salzburger Ausstellung des international gefragten Foto-Porträtisten. Das verwundert eigentlich.