Zum Arzt ins Salzburger Künstlerhaus
KUNSTVEREIN / OMER FAST
01/08/19 Omer Fast zeigt hier unter dem Titel Der Oylem iz a Goylem eine Installation und Videos. Dabei greift er tief in die Kiste voller Mythen und Märchen.
Von Werner Thuswaldner
Das Publikum des Museums MARTA in Herford (Nordrhein-Westfalen) staunte nicht wenig, als es im Frühjahr dieses Jahres anstatt in eine Ausstellung in eine Arztpraxis kamen. Aber im MARTA muss man mit allem rechnen. Das Haus hat sich der Gegenwartskunst verschrieben. Das MARTA ist in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich. Der Architekt ist der kanadische Architekt Frank Gehry, der das Guggenheim in Bilbao gebaut hat. In Herford errichtete er eine Architekturplastik, ein reizvoll verschachteltes Gebilde aus Klinkersteinen. Die Aufsehen erregenden Ausstellungen und Gehrys Architektur machen Herford zu einem Pilgerort für Kunstinteressierte. Die Stadt im Ravensburger Hügelland mit 67.000 Einwohnern ist Standort für Küchenfirmen und für Kasernen, die von der britischen Armee genutzt wurden. Fahrende schlagen in Herford ihr Winterquartier auf. Sehenswert ist die Stadt nicht. Ausgenommen eben das umso sehenswertere MARTA.
Die temporäre Umgestaltung in eine Arztpraxis hat der in Berlin lebende Künstler Omer Fast, Jahrgang 1972 veranlasst. Jetzt gastiert er im Salzburger Künstlerhaus und hat auch hier den großen Ausstellungsraum in eine täuschend echte, mehrräumige Arztpraxis verwandelt. Salzburger Kliniken haben bei der Ausstattung geholfen. Die Atmosphäre ruft ganz bestimmte Reaktionen hervor, sie löst in der Regel Beklemmung hervor, wenn auch nicht gleich, wie Omer Fast behauptet, Gedanken an den Tod.
Eher ungewöhnlich für eine Arztpraxis ist ein Kino. Hier zeigt Fast einige seiner Videos. Eines ist im Auftrag des Salzburger Kunstvereins entstanden.
Es zeigt einen orthodoxen Juden und eine junge Frau, die miteinander in Werfen mit dem Lift in der Winterlandschaft den Berg hinauffahren. Der Film hält eine Fülle von Denkanstößen parat, ernste und amüsante. Omer Fast liebt es, mit rätselhaften Vorstellungen zu spielen. Ein zweites Märchen greift einen Märchenstoff auf. Erzählt wird eine Geschichte von einem Finger, der im Wald aus dem Boden ragt und verzweifelt versucht, einen in der Nähe liegenden Ring zu fassen. Ein drittes Video bezieht sich auf den Fotografen August Sander und dessen zu einprägsamen Ikonen geronnen Aufnahmen.
Omer Fast stellt jeweils einen Kosmos von Beziehungen her und garantiert Gefühle der Zufriedenheit, wenn es dem Betrachter gelingt, das eine oder andere Rätsel für sich aufzulösen.