asdf
 

Der fließende Atem der Zeit

STADTGALERIE LEHEN / CHRISTIAN ECKER

06/02/18 Wäre der Titel nicht schon anderweitig besetzt, dann wäre „Zeit im Bild“ eine wunderbare Kurzbeschreibung der Personale von Christian Ecker in der Stadtgalerie Lehen. Ist doch „Zeit“ die Voraussetzung für alle Prozesse des Entstehens.

Von Cay Bubendorfer

Der Salzburger Künstler, Jahrgang 1961, zeigt ausgewählte Arbeiten, die vier Facetten seines Schaffens umfassen – Wicklungen, Datumsbilder, Experimente mit Blaualgen und Fotografien aus seiner jüngsten Serie „Atmen“, die zugleich auch den Ausstellungstitel bildet.

Was die scheinbar so unterschiedlichen Arbeitsweisen verbindet, ist das Thema „Zeit“. Ist sie – die vergehende Zeit - doch Voraussetzung für Prozesse des Entstehens. In den Arbeiten von Christian Ecker manifestiert sie sich durch Wicklung, Aneinanderreihung, lineare Anordnung oder eben durch den Vorgang des Atmens.

Wicklungen prägen Eckers Schaffen seit einem Aufenthalt in Budapest 1995, wo er eine Seilereiwerkstatt besuchte und von den sorgfältig gewickelten Seilen aller Stärken und Arten fasziniert war.

Gleichförmig umwickelte Objekte, exakt aneinandergereihte Wicklungen als plastische Elemente seiner Malerei und in ihrer graphischen und malerischen Übersetzung, ziehen sich seither wie der sprichwörtliche rote Faden durch das Werk.In der Ausstellung „Atmen“ stehen sie assoziativ für die Sauerstoffhülle, die unsere Erde umspannt.

Die Datumsbilder verweisen hingegen auf die Zeit im Sinne von Vergänglichkeit. Exakte Ziffern stehen für einen unwiederbringlichen Tag; so wie der Tag vergeht, verfließt auch das Datum in Christian Eckers Bildern, indem er Linien und Konturen verschiebt, überlagert und variiert.

Blaualgen, wissenschaftlich korrekt: Cyanobakterien, haben entscheidend zur Entwicklungsgeschichte der Erde beigetragen - als erste Lebewesen, die per Photosynthese Sauerstoff erzeugen konnten. Christian Ecker hat diese Ur-Zellen zunächst in Form von Cyanotypien, einem um 1840 entwickelten photographischen Verfahren auf Basis von blauen Eisenkristallen, zu seinem Thema gemacht.

In der Fortsetzung entstanden Schriftbilder, bei denen Ecker direkt mit Blaualgen auf Papier arbeitet. Diese entstehen Zeile für Zeile, Seite für Seite, sehen aus wie handschriftlich Verfasstes, und lassen sich doch weder lesen noch entziffern. Sie tragen ihre Entstehungs- und Evolutionsgeschichte in sich selbst.

Für die jüngste Fotoserie „Atmen“ hat der Künstler die Fotografie einer solchen Blaualgen-Textseite auf zwei Meter Höhe vergrößert und als Hintergrundfolie verwendet, vor der er Passanten bittet, sich beim Ein-Atmen abbilden zu lassen. Der Kreis schließt sich.

Zur Eröffnung in der Stadtgalerie wurde das Thema „Zeit“ auch in Tönen greifbar gemacht: Florian Tiefenbacher, der sich schon mehrfach musikalisch mit Werken von Christian Ecker auseinandergesetzt hat, brachte sein Stück die „Stufen der Entwicklung“ für Bratsche solo zur Uraufführung. Extra-Tipp: In zeitlicher Abstimmung mit der Stadtgalerie Lehen eröffnete der Fotohof am Donnerstag (18.1.) um 19 Uhr die Ausstellung „Unikate“ – Analoge Fotoarbeiten von Werner Schnelle.

Bilder: Christian Ecker

 

 

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014