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Lärm in Karajans Ohren

AUSSTELLUNGEN / OSKAR ANRATHER

30/11/17 Die Frage ist, ob der Papst gar so laut von der Kanzel gedonnert hat oder ob Herbert von Karajan partout die Botschaft nicht hat hören wollen und sich deshalb die Ohren zugehalten hat. Der wahre Grund ist nicht überliefert, wohl aber der nette Schnappschuss von Oskar Anrather.

Von Reinhard Kriechbaum

Wie also auch immer – es ist ein feines Bild und hat wohl auch vor Karajan Gnade gefunden, der eher pingelig war, wenn es um Veröffentlichungen seines Konterfeis ging. Fotografische Qualität hatte hierzulande jedenfalls über Jahre und Jahrzehnte einen Namen: Oskar Anrather (1932-2016). Aus dem gelernten Herrenschneider wurde zum Doyen der Salzburger Pressefotografen. An ihn erinnert derzeit die Leica-Galerie, und während des Adventsingens sind auch im Foyer des Großen Festspielhauses Anrather-Fotos zu sehen.

Der aus Südtirol stammende Oskar Anrather war mit acht Jahren zusammen mit seinen Eltern nach Salzburg übersiedelt. Nach der Schulzeit wurde er bei seinem Vater als Maßschneider ausgebildet, doch seine eigentliche Leidenschaft war schon immer die Fotografie.

Seine Kamera, eine Leica M3, erhielt er 1957 als Weihnachtsgeschenk von seiner Frau. Kurze Zeit später kaufte er sich einen Vergrößerungsapparat dazu. Die Silvesternacht verbrachten beide in der Dunkelkammer. Das Erlebnis der Bildentstehung im Entwickler muss so eindrucksvoll gewesen sein, dass Anrather von dem Medium Fotografie nicht mehr davon loskam.

Den Schneiderberuf hat er jedenfalls bald gegen jenen des Berufsfotografen eintauschen können. Der damalige Intendant am Salzburger Landestheater, Gandolf Buschbeck, hatte eine Aufnahme Anrathers von einer „Jedermann“-Aufführung gesehen und den jungen Mann vom Fleck weg engagiert. Anrathers Zusammenarbeit mit dem Landestheater sollte zwei Jahrzehnte dauern. Quasi im „Brotberuf“ war Anrather für drei Jahrzehnte, bis zu seiner Pensionierung, am Institut für Kunstgeschichte der Universität Salzburg angestellt.

Für die öffentliche Wahrnehmung wichtiger war seine Tätigkeit als Pressefotograf. Er stellte sich vielfältigen Herausforderungen, fotografierte bei Kulturveranstaltungen genau so wie bei Sportereignissen. Der Carver war noch nicht erfunden, als Oskar Anrather die Bikinischönheit auf dem Kitzsteinhorn ablichtete. Auch dieses Bild ist zur Zeit in einer Ausstellung der Leica Galerie Salzburg zu sehen.

In diesem Jahr ist es übrigens genau fünfzig Jahre her, dass Oskar Anrather seine Leica Aufnahmen der Redaktion des Leica Magazins schickte. Sein Mut und sein Talent wurden vom damaligen Redaktionsleiter Heinrich Stöckler belohnt. Es erschien im Heft 5/1967 eine zehnseitige Bildstrecke des damals noch Amateurfotografen unter dem Titel „Der Meister der Leica“. Gezeigt wurde alles vom röhrenden Hirsch über das Porträt des Schauspielers Kurt Heintel bis hin zur eingestürzten Autobahnbrücke.

Weil der im vergangenen Jahr verstorbene Anrather auch von 1959 bis 1985 Hausfotograf des Salzburger Adventsingen war, sind Aufnahmen von ihm an den nächsten drei Wochenenden auch im Großen Festspielhaus zu sehen, jeweils vor und nach den Aufführungen des Adventsingens. Der derzeitige Adventsingen-Fotograf ist Richard Schabetsberger, er hat die Bilderschau von Anrather um solche vom diesjährigen Adventsingen bereichert.

Die Schau „Mein Salzburg. Mein Leben“ mit Werken von Oskar Anrather ist bis zum 13. Jänner in der Leica Galerie Salzburg (Gaisbergstraße 12) zu sehen. „Damals/Heute“ kann man während des Salzburger Adventsingens vom 1. bis zum 17. Dezember 2017 jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn vergleichen. – www.leica-galerie-salzburg.com
Bilder: Leica Galerie Salzburg

 

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