Gekrönte Häupter, verkohlt
SALZBURG FOUNDATION / DAVID NASH
05/06/17 Pommerland ist abgebrannt, heißt es in einem Kinderlied. Offenbar kommen „King and Queen“ von dort, jedenfalls stehen die beiden als verzogene Stelen russ-schwarz auf einem Holzkohlen-Rund. - Objekte von David Nash in der Kollegienkirche und auf dem Krauthügel im Nonntal.
Von Reinhard Kriechbaum
Einige der Objekte von David Nash, die derzeit auf dem Krauthügel stehen, sind kohlrabenschwarz, aber nicht alle sind aus Holz, auch wenn es in dem Pressetext der Salzburg Foundation über den Briten heißt: „David Nash hat seine Kunst von Anfang an dem Werkstoff Holz verschrieben.“ König und Königin zum Beispiel sind, wie die meisten anderen der sechs mächtigen Objekte auf dem Krauthügel, Bronzeguss. Es ist die schwarze Patina, die den Eindruck von verkohltem Holz erweckt. Beim „Iron Dome“ wiederumwürde man eher an bemalte Granitsteine denken, aber diese Gruppevon Felszipfeln sind tatsächlich aus Metall, genau wie es der Titel sagt.
Die Salzburg Foundation richtet dem Bildhauer eine Doppelausstellung aus: David Nashs Werke sind auf dem Krauthügel und in der Kollegienkirche zu sehen. Dort steht, mit imponierendem Volumen sich exakt in der Vierung unter der Kuppel breitmachend, das Schwesterwerk zum „Iron Dome“, nämlich ein „Weathered Cork Dome“ aus dem Jahr 2015.
Die Rindenstücke von Korkeichen taugen eben nicht nur zur Stoppelherstellung, sondern ergeben in dieser Aufschichtung ein Objekt mit starker haptischer Wirkung. Die Torsionen von holzbohlenartigen Gebilden vor einem Seitenaltar, eine riesig hoch empor sich reckende Holz-Stele – da kontrastiert Natur-Kunst von Nash mit der Architektur Fischers von Erlach – und beide halten das sehr gut aus.
David Nash spielt mit natürlicher Form, Materialeigenschaften und den Seherfahrungen des Betrachters. Nicht immer steht diese mit dem wahren Objekt in Einklang. Siehe König und Königin. Künstlerische Gestaltung und dem Material innewohnende natürlicher Kraft gilt es in Einklang zu bringen. Zu sehen sind also Skulpturen aus Holz, aus verkohltem Material und aus Bronze. Die Naturform wird quasi inszeniert, ohne dass ihr Gewalt angetan würde.
Der sakrale Raum ist dafür bestens geeignet, ja, er stellt die Kunst auf die Probe: In der Kollegienkirche könnte man nicht ungestraft bluffen.
Nash lebt und arbeitet in Nordwales. Das wird nicht Zufall sein, die Gegend dort kann einem schon den Sinn für Natur schärfen. Das Alter der Hölzer, ihre organische Beschaffenheit und Veränderlichkeit sind dem 1945 geborenen Künstler wichtig. Nash lässt keine Bäume für seine Kunst fällen, sondern arbeitet mit abgestorbenem bzw. umgestürztem Holz. Sein Respekt vor dem Material wird greifbar. „Ich will eine einfache Art des Lebens und Tuns“, sagt David Nash. „Ich will ein Leben und ein Werk, in dem sich die Ausgeglichenheit und Dauerhaftigkeit der Natur zeigen. Ich fühle mich immer weiter in die Freuden und Nöte der Natur hineingezogen.“