Ist auf Bilder heutzutage Verlass?
KÜNSTLERHAUS / FLOATING SELF, DISPOSED
05/05/17 Das Salzburger Künstlerhaus gibt zurzeit im rund 30 Quadratmeter großen Kabinett einer Gruppe Asyl, die bis vor kurzem auf dem Gelände der Rauchmühle in Lehen über ein großzügiges Raumangebot verfügte. Jetzt muss sie mit der Schrumpfung der Platzmöglichkeiten zurechtkommen. Die Gruppe kümmert sich um ungenutzten Raum in der Stadt, den künstlerische Initiativen gut gebrauchen könnten.
Von Werner Thuswaldner
Im Künstlerhaus hat die Gruppe unter dem Titel „disposed“ in den nächsten Wochen ein dichtes Programm vor. Es geht um eine Vielfalt von Workshops und Präsentationen. Die Mitwirkung möglichst breiter Kreise wird angestrebt. Wie erste Eindrücke zeigten, ist die Schwelle für das Mitmachen nicht sehr hoch angesetzt.
In den blassblau ausgemalten Hauptraum des Künstlerhauses führt eine verspiegelte Türe. Der Besucher, die Besucherin soll sich vor Betreten der Schau mit dem Titel „Floating self“ aufgefordert fühlen, sich selbst zu fragen: Wer bin ich? Darüber, wie lang dieser Prozess dauert, liegen vor der Eröffnung noch keine Erfahrungswerte vor.
Zwei Künstlerinnen, Amalia Ulman aus Argentinien, und Rosa Rendl aus Baden bei Wien, sowie ein Künstler, der Libanese Rabih Mroue haben die Gelegenheit, in Nischen und Kojen ihre Werke zu zeigen. Als übergeordnetes Thema kann die Unsicherheit genommen werden, inwieweit heutzutage auf Bilder Verlass ist.
Amalia Ulman sucht diese Frage anhand von Instagram und Facebook zu erörtern, indem sie ihr Erscheinungsbild fortwährend in Zweifel zieht. Rabih Mroue will vor allem anhand von Fotos zeigen, welche Auswirkungen Kriege auf die physische und psychische Existenz der Menschen haben. Er selbst erlebte die Bombardierung des Libanon durch die Israelis. Aber noch schlimmer als diese Tatsache empfand er die Unterbrechung des Kriegs, um den Inhabern ausländischer Pässe die Gelegenheit zu geben, das Land zu verlassen.
Rosa Rendl hat entdeckt, dass Komponistinnen im Lauf der Geschichte nicht genug gewürdigt wurden und sie fortwährend hinter den Männern zurückstehen mussten, wie etwa Clara Schumann oder Alma Mahler. Um darauf aufmerksam zu machen hing sie Covers von Werkausgaben auf, um so wenigstens an vier dieser ungerecht behandelten Komponistinnen zu erinnern. Ihr ist dies auf ausdrückliches Befragen als künstlerischer Akt genug.